Mittwoch, September 23, 2009

Kino: ANTICHRIST


Die Regel der Frau ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Oder so. Dachte ja ab einem gewissen Punkt das Charlotte Roche das Drehbuch beigesteuert hätte. Teilweise unerträglich mit anzusehen in welche grandiosen Bilder Herr von Trier diesen unsäglichen Mist verpackt. Also was er da erzählt - oder zu erzählen versucht - wirkt auf mich wie klingonisch. Ich kann mich einfach nur von dieser inszenatorischen Raffinesse verwöhnen lassen und den Rest bei Seite schieben. Den Antichristen sucht man im Film vergebens. Man findet ihn jedoch hinter der Kamera. In den letzten Minuten hat der Film dann selbst die Hoffnung aufgegeben, einen der angefangenen Stränge oder Querverweise weiterzuspinnen. Vielleicht muss man sich das Hintergrundwissen erst erarbeiten. Die Frage ist: Will man das?

Wertung: 5,5/10

Freitag, September 04, 2009

FFF: HOME MOVIE


HOME MOVIE erzählt in einer recht kurzen Laufzeit die langatmige Geschichte von Familie Poe, die so ziemlich jeden feuchten Furz in ihrem Leben auf Video festhalten um die Nachwelt zu bereichern. Die Kinder sind hier eindeutig die Leidtragenden: Sie werden verarscht, gepiesackt, sollen Kunststücke vorführen... beinahe wie im Zoo. Da muss man quasi als Kind, in der prägendsten Phase seines Lebens stehend, die Nerven verlieren und anfangen Tiere als Ersatzdemütigung zu meucheln. Diese Perversion des Familienvoyeurismus führt HOME MOVIE in Perfektion an. Nach vierzig Minuten Spielzeit möchte man beide Elternteile eigenhändig erwürgen. Und spätestens mit der Einführung von kindergerechten Psychopharmaka und Teufelsaustreibungen im Spielzimmer erreicht HOME MOVIE dann einen Anspruch, der seinen eigenen folgenden Konsequenzen gerecht wird. Was folgt ist der klassische "Strike Back". So grausam diese Szenen auch eigentlich sind, irgendwie gönnt man den Sprösslingen diese Genugtuung. Und wie könnte HOME MOVIE seine Intention besser erfüllen? Fieser kleiner Film im angesagten Doku-Outfit.

Wertung: 6,5/10

FFF: SOMEONE'S KNOCKING AT THE DOOR


Ich muss ganz klar meine Fahne für Chad Ferrin's neusten Film hochhalten, gerade wenn so wenige zu schätzen wissen was er in SOMEONE'S KNOCKING AT THE DOOR auftischt. Im Grund genommen ist der Film allein schon wegen dem Soundtrack von The Mae Shi und der absolut großartigen Pretitel-Sequenz sein Eintrittsgeld wert. Aber als wäre das nicht schon genug, schafft Ferrin's Film es auch sonst noch eine extrem lässige und gute Figur abzugeben. SOMEONE'S KNOCKING AT THE DOOR tastet sich teilweise eher experimentell, teilweise mit inszenatorischer Selbstsicherheit an den Kern eines "schlechten Trips" heran und füllt die Geschichte mit unterschiedlichen Genrebausteinen. Zum einen ist es der klassische "Whodunit?"-Krimi, zum anderen ein 70er Paralleluniversum in bester Rape & Revenge Manier a la I SPIT ON YOUR GRAVE oder LAST HOUSE ON THE LEFT. Das alles verbaut Ferrin gekonnt zu einem wüsten Exzess, aus dem sich eigentlich nur noch eine bittere Konsequenz ergibt, auf die er dann am Ende auch aufspringt. Mindfuck nannte man dies in den 90ern. Roh und unberechenbar, Jungdarsteller in Spielwut. So muss das aussehen.

Wertung: 8,5/10

Donnerstag, September 03, 2009

FFF: TRICK 'R TREAT


TRICK 'R TREAT ist ein richtig süßer Film. Das mag komisch klingen, ist aber so. Plüschig ausgestattet, schön verwoben, schwarzer Humor und fieser Zynismus. Weil der Film sich selbst nicht so erst nimmt und immer wieder ein Auge zudrückt, kann man ihm auch eigentlich gar nicht böse sein. Kurz und knapp: Wenn man dieses Jahr zu Halloween einen Film ansehen möchte, dann ist dies eine Frage der Ehre. So schön aufbereitet bekam der willige Zuschauer noch nie sämtliche Halloween-Regeln aufs Kürbiskonfitüre-Brot geschmiert. Es gilt natürlich: Wer sich an diese Regel hält, darf weiter leben. Wer dies nicht tut, kommt auch irgendwie um die Ecke. In der Tat ließt sich TRICK 'R TREAT wie eine Fabel zum Tag der Geister, in die auf eine sehr popige Art alles wissenswerte hineingestopft wurde.

Wertung: 7,5/10

FFF: MUTANTS


MUTANTS verliert keine Zeit damit seine Ausgangslage darzulegen. In verschneiten Winterlandschaften springen blutverschmierte, degenerierte Mutanten umher. Mittendrin stecken Sonia und Marco, ein Sanitäter-Pärchen welches auf der Flucht vor den fiesen Viechern ist. Marco wird leider im Kampf mit einem der Ungeheuer infiziert. An dieser Stelle hält MUTANTS einen gewaltigen Trumpf in der Hand: Die Art, wie der Film die Beziehung zwischen den Hauptfiguren beschreibt und eine bis zur letzten Konsequenz erhaltene Hoffnung fokussiert, macht MUTANTS nicht nur zu etwas besonderem - er verleiht sich selbst auch eine für das Genre ungewohnte Tiefe. Und als hätte man es geahnt, wird das komplette Konzept wieder umgeworfen. Was folgt ist der typische Zombiefilm. Rennen, verstecken, Rennen. Hier sieht sich der Film am liebsten selbst und bewundert seine eigenen Effekte. Abermals die gleiche Einstellung auf den mutierten Marco lässt die Atmosphäre dann zunehmend sinken. Und am Ende bleibt nur noch der Soundtrack im Ohr, alles andere ist - wie von Dutzendwahre gewohnt - verpufft. Schade.

Wertung: 5,5/10

Mittwoch, September 02, 2009

FFF: FINAL DESTINATION 4 (3D)


Das vierte Ergebnis des Final Destination-Destillats ist die endgültige Essenz der Reihe. Das Konzept wird in der dritten Fortsetzung auf die Grundmauern runtergebrochen und dient nun einzig und allein des Abfeierns einer neuen Nummernrevue. FINAL DESTINATION 4 gibt sich auch gar keine Mühe mehr zwischen den Todesfällen so etwas wie eine Geschichte zu erzählen. Es ist abermals das Gleiche, nur die irrwitzigen Tötungsszenarien haben gewechselt. Und diese unterhalten den Zuschauer ganz gut, wenn dieser auf jene Art von Häppchen am (halbwegs) roten Faden steht. Aufgehübscht wurde das Ganze nun mit der 3D-Optik, die den Film ein wenig interessanter macht, eigentlich aber nicht viel zu bieten vermag. Es ist wie es ist. Wer auf diese boshaften Metzgereien nach dem "Zufallsprinzip" steht, wird sich auch die zehnte Fortsetzung ansehen. Ich fand ihn in Ordnung, doch wie so oft gehen auch FINAL DESTINATION 4 gegen Ende die Ideen aus. Für Fans.

Wertung: 5,5/10

FFF: THE DESCENT: PART 2


Ich hätte es vorher auch nicht für möglich gehalten, aber: Die Fortsetzung von Neil Marshall's THE DESCENT unter der Schirmherrschaft von Jon Harris ist rundum gelungen und im Rahmen seiner Möglichkeiten äußerst effektiv. THE DESCENT: PART TWO setzt genau dort ein, wo wir beim letzten Film zurückgelassen wurden. Selbst die Bilder und Schriftzüge scheinen aus ein und der selben Hand. Zurück in den Höhlen erleben wie eine ähnliche Spannungskurve wie im Vorgänger, nur das Harris sehr charmant einige der Effekte und Schockmomente leicht "geupdatet" hat, sodass sie gegen die Erwartung des Zuschauers in eine andere Richtung zielen. THE DESCENT: PART TWO strickt die Geschehnisse auf logischste Art weiter verbindet schlüssig fallengelassene Fäden des ersten Teils. Der Grund, wieso die Fortsetzung nicht ganz an Neil Marshall's Film heran kommt, liegt im Detail verborgen: An einigen Stellen versucht der Film unnötig oft den Kontakt zum Vorgänger aufzunehmen. Das wäre für den Film nicht nötig gewesen und nervt ein paar Mal etwas. Des weiteren erkennt man während der Kampfszenen, dass Marshall etwas mehr Gespür für diese Momente besitzt, indem er die Gewalt sehr punktuell einsetzt. Hier ist diese an einigen Stellen - zur Freude vieler Kinobesucher - fast inflationär eingesetzt. Und das auf einem sehr blutigen Level. Doch genug gemeckert: THE DESCENT: PART TWO ist (bis auf den überzogenen Schlussgag) eindeutig die beste Fortsetzung eines modernen Horror-Schwergewichts. Well done, Sir.

Wertung: 7,5/10

FFF: LAKE MUNGO


Fakedokus haben es dieser Tage nicht gerade leicht. Vieles war schon da gewesen: Riesenmonster in CLOVERFIELD, Quasi-Hexen in BLAIRWITCH PROJECT. Der australische Film LAKE MUNGO erzählt die Geschichte des tragischen Todes von Alice Palmer und den mysteriösen Geschehnissen danach. Der gesamte Film besteht aus Interviews, Videoaufzeichnungen, Fernsehberichten, Fotos und Handyvideos. Regisseur Joel Anderson verzichtet darauf die Doku später in einen Spielfilm zu verwandeln (so geschehen in DISTRICT 9), sondern bleibt seinem Medium treu. Dafür bringt er eine andere sehr interessante, aber auch leider etwas ärgerliche Variante: Was als Spukgeschichte mit der ein oder anderen packenden Szene anfängt, mündet schließlich in einem handfesten Krimi. An dieser Stelle ist LAKE MUNGO eindeutig am stärksten, weil er gekonnt die leidende Familie in Szene setzt, die einfach nicht loslassen kann und sich an jeden Fetzen Hoffnung klammert. Später ergibt sich ein weiterer Bruch und aus der True Crime Story wird wieder zu einer X-Faktor-Episode. Fairer Weise muss man diesem Teil von LAKE MUNGO zugestehen, dass er die atmosphärischste Szene des gesamten Films enthält. Dennoch tut sich Anderson keinen Gefallen mit der erneuten Umkehr des Stoffes: Die letzten Bilder sind einfach überstrapaziert und schmälern die Wirkung von LAKE MUNGO. Insgesamt aber immerhin eine runde Sache, auch für Hollywood. Das Remake steht schon an.

Wertung: 7/10

Dienstag, September 01, 2009

FFF: INFESTATION


Der König unter den Hartz 4 Empfängern. Es ist beeindruckend wie INFESTATION mit einem quasi nicht existierenden Budget eine so charmante Bühne zaubert und das ganze auch noch glaubhaft in einen Grindhouse-Mantel packt. Kyle Rankin's Film möchte vor allem Spaß bereiten. Deshalb verzichtet INFESTATION auch weitestgehend auf eine Einführung. Es geht gleich zur Sache. Bis zur Mitte hin wird ein Gag nach dem anderen verschossen, hierbei ist auch der Wortwitz zwischen den beiden Hauptdarstellern sehr charismatisch. Danach folgt jedoch das gleiche Problem, dass auch DOGHOUSE ereilte. Gegen Ende ist die Luft raus. Die Ideen sind verbraten und man findet sich in einem Berg aus Wiederholungen, unnötigen Ausformulierungen und Durststrecken wieder, um den Bogen zum "Muttertier" der Käfer hinzubekommen. Insgesamt ist INFESTATION ein sehr sympathisches Machwerk, mehr als einmal kann man sich diesen aber nicht ansehen. Da gibt es einfach Genrevertreter die das Ganze ein wenig runder hinbekommen - wenn auch nicht ganz so charmant.

Wertung: 6/10

FFF: MOON


Duncan Jones erschafft mit MOON einen erschreckend gut aussehenden Science Fiction Film, welcher mit einem ziemlich begrenzten Budget ausgestattet wurde. Doch wer auf Gefechte im Weltraum und Alien-Invasionen hofft, wird bitter enttäuscht. MOON ist einzig und allein ein Kammerspiel der Einsamkeit. Abgeschottet, die Welt die wir zu kennen denken in ungreifbarer Nähe. Der Film macht kein Geheimnis aus der Klon-Affäre. Sogar der Trailer verrät dies. MOON legt die Karten offen auf den Tisch und fokussiert die bittere Erkenntnis des Protagonisten und die Ausweglosigkeit der Geschichte. Duncan Jones versteht es diese "Tragödie" so intensiv zu erzählen, dass einem stellenweise die Tränen von der Wange laufen möchten. Auch durch gezieltes Auslassen verstärkt MOON die Fernwirkung und schafft an einigen Knotenpunkten des Films eine ungemein bedrückende Atmosphäre. MOON ist ein sehr formschöner 80s-Klon mit vielen eigenen kleinen Ideen und Nuancen die den Film letzten Endes abheben, aber auch liebens-/leidenswert machen. Einzig der Schluss ist mir persönlich zu optimistisch ausgefallen. Ähnliches Problem wie bei Boyle's SUNSHINE: Wieso stundenlang davon reden wie aussichtslos die Lage ist und dies aber - als harte aber ehrliche Konsequenz - nicht umsetzen? Dennoch trübt der Abschluss das Gesamtbild nicht. MOON ist eine kleine feine Perle.

Wertung: 8,5/10