Donnerstag, August 30, 2007

Kino: WIND CHILL


Genau genommen ist WIND CHILL eine echte Genreüberraschung. Nie hätte man gedacht, dass diese breitspurige Mainstream -Produktion über solche Fähigkeiten verfügt. Leider verhält es sich mit dem Regiestück von Gregory Jacobs (Produzent von OCEANS 13, SOLARIS, THE GOOD GERMAN) nicht anders, wie mit gängigem Horrormaterial. Der Film krankt an einer äußerst uninspirierten Geistergeschichte und den vielen Klischeefallen.

Dennoch hat WIND CHILL einiges zu bieten, dass richtig beeindruckt und man hier in dieser Form nicht erwartet hätte. So beginnt der Film eigentlich im klassischen Stil der 70er als Roadmovie – im Schnee. Das hat man dann doch noch nicht all zu oft gesehen. Außerdem macht es Spaß mitzuerleben, wie die beiden Hauptcharaktere (Ashton Holmes und Emilie Blunt) sich langsam näher kommen und sich gemächlich immer sympathischer werden, wenn dies auch Anfangs unmöglich erschien. WIND CHILL stellt bis zu einem gewissen Punkt sein Gruselszenario in die zweite Reihe: Ihm sind Charakterentwicklung und Charakterbindung wichtiger als Schockeffekte. Diese verzichten auch auf große Blutfontänen und bedienen sich lieber subtilem Horror.

Entscheidend ist hierbei auch, auf welche Art und Weise Gregory Jacobs die Horrorelemente in die aufkeimende Liebesgeschichte einbindet. Er nutzt das Auto, mit all seinen angelaufenen Scheiben irgendwo im Nirgendwo stehend, also perfektes Stilmittel. Weder der Zuschauer, noch Miss Blunt weiß wer oder was um das Auto schleicht und was er oder es im Sinn hat. Hier entstehen hoch atmosphärische Bilder mit kaltem Blaustich und einer herrlichen Musikuntermalung. Überhaupt profitiert WIND CHILL vor allem von der Leistung einer Emilie Blunt, welche schon in THE DEVIL WEARS PRADA eine gute Figur abgegeben hat. Denkt man mal an die vielen Gellars, Holmes, Swanks, Biels – die in vielerlei Hinsicht durch ein unmotiviertes Spiel verkackten, ist Emilie Blunt eine echte Offenbarung. Seit Jahren mal wieder eine Frau, der man den Horror welchen sie gerade durchlebt. auch wirklich abnimmt.

Schade, denn genau hier liegt der Hund begraben. Nach dem die erstaunlich ernsthafte Liebesgeschichte zwischen den beiden Hauptdarstellern auf einem Parameter den höchsten Punkt erreicht hat, ist der Ofen aus. Keine Ideen mehr. Keine Vielfalt. Billiges, langweiliges, vorhersehbares Klischeekino holt den Film ein ohne eine Minute zu zögern. Alles was bisher so prächtig funktioniert hat, wird über Board geworfen. Bedauerlich, in der Tat. An diesem Punkt wirkt auch Miss Blunt nur noch wie ein Hollywoodstreckenpferd, welches durch die Hügel der Einfallslosigkeit dem finalen Schlusstwist entgegen reitet. Dieser fällt in der Tat überraschend aus – bleibt aber banal.

5/10

Dienstag, August 28, 2007

Fast Forward

Komme wohl leider nicht dazu, zu jedem Film etwas zu schreiben. Daher ein paar Kurzeindrücke der letzten Woche:

THE LOOKOUT - 8/10
Tolle Mischung aus den Eigenschaften eines Heist-Movies und eines typischen Thrillers, der trotz der präzisen Charakterzeichnung nie wirklich unspannend ist. Vor allem Joseph-Gordon Levitt weiß nach MYSTERIOUS SKIN und BRICK wieder einmal zu überzeugen - Ihm gelingt die Gradwanderung zwischen einstigem Highschool-Idol und der gescheiterten, zerbrochenen Jetzt-Existenz perfekt.

VACANCY - 7/10
Ordentlicher Genrebeitrag. Mochte auf Anhieb die ganzen 70er und 80er Symbole im Film. Fast scheint es hier so, als ob die Protagonisten mit dem Einmarsch in das Hotel eine Zeitreise antreten. Und insgesamt war VACANCY auch recht "spooky". Hat Spaß gemacht wie er mit Klischees spielt und diese teilweise auch zweckentfremdet. Sowas ist mir trotz geringem Frischefaktor tausendmal lieber als diese Gewalt Pornos.

SHUT UP & SING - 9/10
Am Ende sogar eine Träne vergossen für diese drei liebenswerten, tollen Mädels. Besonders fein ist, dass trotz dem politischen Aspekt nie die Entwicklung der Band und vor allem von Mrs. Maines aus dem Auge gelassen wurde. In SHUT UP AND SING steck einfach so viel mehr drin, als auf der Schachtel steht. Ganz groß! Für mich nicht nur mit Abstand die beste Doku dieses Jahr,... sondern für mich persönlich auch mittlerweile die tollste Band die wo gibt auf die Welt. (Und das sage ich, obwohl ich manche Songs der Chicks gar nicht mag)

WIND CHILL - ?/10
Hierzu folgt noch ein Review.

GONE - 4-5/10
Wahnsinnig schön bebilderter Psychothriller im Stil von WOLF CREEK. Leider aber vertut er wahnsinnig viel Zeit damit, uns auf eine Verfolgungsjagd vorzubereiten die am Ende dann sehr dürftig ausfällt. Trotz einiger minimalistischen und trotzdem effektiven Ideen eher Mittelmaß, selbst wenn Scott Mechlowicz wieder einmal zu gefallen weiß. Die Tristesse der Wüste täuscht eben nicht über ein äußerst schwammiges Drehbuch hinweg.

DEATH PROOF - 8/10
Spieglein, Spieglein an der Wand: Wer hat die tollste Jukebox im Land? Tolle Mischung aus VANISHING POINT, GIRLS CLUB und FASTER, PUSSYCAT! KILL! KILL!. Zwar nicht Tarantino's bester Film, dafür sein liebenswertester. Superber Soundtrack.

RAUS AUS AMAL - 8/10
Dr. Sommer meets Brokeback Mountain. Auch hier ein Film, dem es mehr darum geht das die eigenen Protagonisten mit der Situation klarkommen und dem egal ist was um sie herum geschieht. Einfühlsam, charmant, liebenswert.

Mittwoch, August 15, 2007

Kino: CAPTIVITY


Publicity ist Publicity. Das musste ich jüngst auch wieder in Bezug auf CAPTIVITY feststellen. Bevor der Film in die amerikanischen Kinos kam, sorgten ein paar „unmoralische“ Werbeplakate für Aufsehen. Der Qualität des Filmes nach zu urteilen, hat CAPTIVITY diese Presse auch bitter nötig.

Eigentlich kann man hier vom ersten richtigen SAW-SpinOff sprechen. Die Idee der Einkerkerung mit den damit verbundenen Aufgaben spinnt CAPTIVITY weiter und versucht darauf eine Art Studie zu ziehen. Das Ergebnis lautet wie folgt: Frauen in extremen Angstsituationen sind leichter zu vögeln als Frauen im Alltag. Verstößt das nur gegen meine persönliche Wahrnehmung oder ist dies einfach totaler Mumpitz? Natürlich will CAPTIVITY nicht als Lehrfilm gelten und zeichnet dieses Bild eher beiläufig im letzten Drittel. In erster Linie möchte CAPTIVITY schon als böser, ernstzunehmender Thriller gesehen werden. Das der Film ausgerechnet hierbei über sein absolut dämliches und unausgearbeitetes Drehbuch stolpert ist schon irgendwie verdächtig. Writer = Larry Cohen. Ja, wir sprechen hier von dem Larry Cohen. Der Mann hat unter anderem die Drehbücher für MANIAC COP, PHONE BOOTH & BODY SNATCHERS geschrieben. Mit dem erst genannten beweißt er eine gute Portion Selbstironie, mit letzterem ein Gespür für packende Geschichten mit gedanklichem Mehrwert. Von all dem ist aber hier, in Roland Joffés Film nichts zu sehen, geschweige denn zu spüren. Es ist abermals eine schleppend inszenierte Thrillerposse mit vermeidlich überraschender Wendung, die wohl jeder zweite Zuschauer anhand der schlecht ausgearbeiteten Figuren frühzeitig erahnen dürfte. Wie immer sind es langweilige Klischeebolzen wie die herumblödelnden Polizisten und der arroganten Partymaus, die einem hier das Leben schwer machen. Die vorzeitig angepriesene Szene im Sand-Glaskasten dient hierbei als Mittelpunkt der Erzählung. Sie stellt nicht nur den einzigen Spannungspunkt von CAPTIVITY dar, sondern wirkt auch als hätte man den gesamten Film um diese eine Idee gebaut.

Elisha Cuthbert ist einem hier natürlich noch am sympathischsten. (Wenn ihre Performance auch schon ein wenig an die Nervenbelastung aus 24 erinnert.) Nicht selten würde man am liebsten in das Bild langen um sie aus diesem faden Schlamassel zu befreien. Ein paar wenige Dinge darf man dann aber doch lobend erwähnen: Der rasche Einstieg ist sehr clever gelöst und sorgt dafür, das die ohnehin schon nicht wirklich spannende Story im Vorfeld nicht noch weiter unnötig leer läuft. Des Weiteren weiß die Werbeclip-Ästhetik zu sehr zu gefallen, wenn man denn darauf steht. Ich jeden Falls habe ein Fable für gut ausgeleuchtete Sets und eine hoch auflösende Kamera, welche zusammen für eine beinahe klinisch sterile Optik sorgen. Mehr gibt es CAPTIVITY aber leider nicht, für das es sich zu kämpfen lohnt. Der Film möchte grausam sein, ohne zu quälen. Er möchte clever sein, ohne auch nur eine Minute nachzudenken. Wie bereits bekannt wurde, existiert irgendwo da draußen ein Recut des Films, in dem er nachträglich ein paar kleine Goreszenen verpasst bekommen hat, und in dem Cuthbert und die Polizisten etwas mehr Screentime bekamen. Ich lehne mich jetzt einmal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, dass CAPTIVITY einfach ein verdammt miserabler Film bleibt. Mit oder ohne Blut.

2-3/10

FFF: OSS 117 - LE CAIRE, NID D'ESPIONS


Official Selection Fantasy Filmfest 2007

OSS 117 ist der geforderte Vergeltungsschlag von all denen, die früher immer Blödelparodien wie AGENT NULL NULL NIX und Co. erdulden mussten. Endlich mal wieder eine Parodie, die wirklich witzig ist, ohne dabei auch nur für eine Sekunde in den Fäkalbereich zu rutschen oder auf Schenkelklopfer a la DATE MOVIE, EPIC MOVIE und Konsorten zu setzen. OSS 117 ist diszipliniertes Hommagekino, von dem es heutzutage leider viel zu wenig gibt.

In der tragenden Hauptrolle sehen wir Jean Dujardin. Zur Zeit ist dieser ebenfalls im französischen Thriller COUNTER INVESTIGATIONS zusehen, außerdem hatte der Mann tragischer Weise eine Rolle im furchtbaren LUCKY LUKE Film mit Till Schweiger. (Lustiger Weise sogar der gleiche Regisseur, man kann es kaum glauben!) Zum Glück darf man mitteilen, dass beide nach diesem filmischen Desaster wieder genesen sind. Dujardin liefert eine unglaublich überzeugende und aberwitzige Performance ab. Was der Mann mit deinen Augen und seinen Mundwinkeln anstellt – zum niederknien. Fast werden Erinnerungen an Louis de Funés wach. Auch wenn Dujardin einige Male etwas überzieht, passt er doch definitiv perfekt in diese Rolle.

Ansonsten ist OSS 117 ein vorzüglicher RipOff der verschiedensten Agentenfilm, nicht nur der BOND-Reihe. Es wird im Akkord zitiert und nachgestellt, gerade was die verschiedenen Posen der Charaktere angeht, aber auch die zahlreichen Kulissen. Durch die Liebe zum Detail wirkt OSS 117 nie wie ein Film, der krampfhaft versucht eine bestimmte Ästhetik nachzuahmen. Die Ausstattung verschmilzt so perfekt mit der Erzählung, das wir diese wunderbar nostalgische Optik nie in Fragestellen. Ein weiterer großer Pluspunkt ist natürlich die charmante Art, mit der uns die vielen Gags vorgetragen werden. Da wird einem schnell klar wie anstrengend und nervig der Großteil dieser lauten, schockgeilen US-Produktionen eigentlich ist. Es bedarf nicht immer dem Griff in die Toilettenschüssel um sein Publikum zu unterhalten. Nein, OSS 117 schafft das selbst im Jahre 2007 noch auf gelassene, unverkrampfte Art und Weise, ohne deswegen zahm zu wirken. Hinter dem eng geknüpften Deckmantel verbirgt sich nämlich der ein oder andere diabolische Lacher. Denkt man nur einmal darüber nach, auf welche geniale Weise hier das heterosexuelle Streckenpferd einer ganzen Generation demontiert wird, ist das Alles eigentlich schon verdammt genial.

8/10

Mittwoch, August 08, 2007

FFF: THE DEATHS OF IAN STONE


Official Selection Fantasy Filmfest 2007

Sehr viel verschenktes Potential. Dabei fing alles so viel versprechend an. Auf den Pfaden von THE FACULTY, BUTTERFLY EFFECT und Co. baut THE DEATHS OF IAN STONE ein bedrohliches Szenario auf. Wie Hauptfigur Ian von einem alternativen Leben zum anderen purzelt ist zwar weiß Gott nichts Neues, hat aber durchaus einen gewissen Charme. Überhaupt fühlt sich der Film an, wie einer der vielen Teenager-Mystery-Streifen der 90er. Atmosphärisch recht dicht versucht er sein Verwirrspiel über einen weiten Teil der Spielzeit fortzusetzen. Soweit so gut, tut keinem weh, alles noch solide.

Aber in der zweiten Hälfte bricht der Film schließlich das Schweigen und versaut sich beinahe alles was er vorher aufgebaut hat. Der anfangs noch ziemlich sympathische Ian (gespielt von Mike Vogel – bald im groß umworbenen Abrahams Projekt „Gloverfield“ zu sehen) geht einem schließlich tierisch auf die Nerven. Ebenso Jamie Murray (auch zu sehen in BOTCHED), die mit ihren schauspielerischen Möglichkeiten gegen Ende einfach nur überfordert wirkt. Dario Piana will uns seinen Teen-Horror als dick aufgetragenen Matrix-Abklatsch präsentieren und fällt damit gehörig auf die Schnauze: Dieses ganze Schicksalsgesäusel, diese gestelzten Dialoge über die Macht der Gefühle, die Latexkostüme – Stop! Das geht ja mal gar nicht.

Zumal sich das Ganze für etwa eine Stunde unerträglich fad im Kreis dreht. Die Geschichte ist nicht nur albern – sie hat Kindergarten Niveau. Die Tatsache, das Ian Stone nicht einmal weiß welches der vielen Leben sein eigenes ist und wie lange er sich schon in dieser Schleife befindet – wirft der Film mal ebenso von Board und konzentriert sich lieber auf billige Fantasyelemente und Effekthascherei. Nebenbei wird natürlich auch wieder einmal jeder Hauch von einer inneren Logik über Board geworfen, was aber eher das kleinere Übel darstellt. THE DEATHS OF IAN STONE ist der typische Pilotfilm zu einer der zahlreichen 0815-Mysteryserien, die jedes Jahr in den USA für das Fernsehen produziert werden. Als eigenständiger Film taugt 90er Aufguss im Gewand einer BUFFY-Doppelfolge aber wenig. So was von versemmelt Herr Piana.

4/10

FFF: BUG


Official Selection Fantasy Filmfest 2007

Agnes White beginnt gerade einen Neuanfang. Sie hat sich von ihrem gewalttätigen Mann Jerry abgesetzt, wohnt nun in einem leicht runtergekommenen Hotel in der Pampa und arbeitet in einer Bar. Dies ist kein Luxusleben, aber dafür ist Agnes frei und kann sich langsam wieder aufrappeln. Wie schön, dass sie ausgerechnet jetzt auf den schüchternen, aber sympathischen Peter trifft. Nachdem beide eine unvergessliche Nacht miteinander verbracht haben, entschließt sich Agnes trotz einer gewissen Portion Skepsis dafür, Peter bei sich wohnen zu lassen und mit ihm zu leben. Agnes ahnt nicht, dass sie somit dem Tod die Haustüre geöffnet hat.

Wo Friedkin draufsteht, ist neuerdings auch wieder Friedkin drin. Wer also nach dem marketingtechnisch sehr clever angelegten Trailer glaub, in BUG ginge es tatsächlich um eine Käferplage mit CGI-animiertem Krabbelgefiech, liegt so was von falsch. Was Friedkin hier bietet ist weitaus mehr Horror als erwartet, härter als geahnt und substanziell mehr als erhofft. BUG ist Theater im großen Stil. Ein Paranoia-Kammerspiel das in der heutigen Filmlandschaft seines Gleichen sucht. Dabei verlässt man sich in BUG auf die grandiosen Hauptdarsteller, welche das Storygerüst mit Leichtigkeit tragen. Ashley Judd und Michael Shannon bieten sich ein heißes Gefecht aus Dialogen, Blicken und schizophrener Käferbissabwehrhaltung. Gerade Ashley Judd liefert in einer speziellen Szene eine oscarreife Performance ab.

BUG ist ein Psycho-Trip der besonders schmerzvollen Art. Hier treffen zwei gescheiterte Existenzen aufeinander, welche sich gegenseitig immer weiter in den Abgrund reißen. Das tut besonders weh, weil Agnes gerade an einem Punkt in ihrem Leben angekommen war, in dem sie sich hätte wieder fangen können. Doch weil sie sich Peter anvertraut und ihn an sich heran treten lässt, zieht dieser ihre arme Seele mit ins psychische Nirvana. Wiliam Friedkin baut diese Horrortour behutsam auf, spielt die anfangs noch eher verschiedenen Pole gegeneinander aus, bis sie schließlich zu einem einzigen verschmelzen und eine unausweichliche Fahrt durch die schrecklichsten Szenarien antreten. Natürlich steckt in dieser Geschichte auch ein Haufen Ironie: Die krankhafte Angst vor der totalen Überwachung hat schon so manchen Hysteriker um den Verstand gebracht. Hier sehen wir das Ganze zusätzlich in einer völlig überspitzten Situation. Der klassische dramaturgische Pfad einer solchen Geschichte.

Wie bereits gesagt: BUG ist feinstes, verstörendes und anstrengendes Paranoia-Kino im Bühnenformat. So einfach kann gutes Kino sein. Man nehme einen Raum, zwei gute Darsteller und eine recht simple Handlung. Fertig ist beängstigendes Psycho-Kino. Ein Regisseur kann hier beweißen was er wirklich kann, in dem er die Figuren gut ausbaut und passende Settings anlegt. Das macht Wiliam Friedkin sogar meisterlich. Fast kommt so etwas wie Nostalgie auf, wenn man ihn so souverän an seine alten Werke anknüpfen sieht.

9/10

Dienstag, August 07, 2007

FFF: STUCK


Official Selection Fantasy Filmfest 2007

Im Vorfeld wurde über den neuen Stuart Gordon Film nicht allzu viel berichtet. Und wenn man die Ausgangssituation betrachtet, ist es schon erstaunlich wie kurzweilig STUCK geraten ist, schließlich hängt einer der beiden Protagonisten über einen Großteil der Laufzeit in einer Autoscheibe fest. Gordon würzt seinen Film mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor und herrlich komischen Situationen, deshalb ist STUCK schon auf Grund der kranken Geschichte sehenswert.

Doch auch hier haben sich ein paar Mängel eingeschlichen. Hätte der gesamte Film den satirischen Unterton der letzten 25 Minuten, würden die vielen äußerst unglaubwürdigen Handlungen der verschiedenen Charaktere nicht so ins Gewicht fallen. Aber der restliche Film ist – im Gegensatz zum Schluss – leider oftmals bierernst und versteht sich selbst keines Wegs als Satire, sondern als Thriller. Schlimmer noch. Zu Beginn versucht uns STUCK auf Grund der Exposition beider Menschen, der eine am existenziellen Abgrund, der andere an den oberen Sprossen der eigenen Karriereleiter, seine Geschichte als eine Art „Social Clash“ zu verkaufen. Das haut dann aber einfach nicht hin.

Schade, Potential war genügend da. Und auch Mena Suvari wüsste mal auf eine ganz andere Art zu gefallen. STUCK ist dennoch ein wirklich passabler Film, den ich aber wegen seiner unentschlossenen Erzählung nur eingeschränkt empfehlen kann. Wie gesagt, vom Hocker hat mich das alles bei weitem nicht gerissen.

6+/10

Kino & FFF: THE BOTHERSOME MAN


Official Selection Fantasy Filmfest 2007

Fühlt sich an wie Michel Gondry auf Acid. Jens Lien kreiert dem Zuschauer ein Märchen für Erwachsene, in dem es darum geht was Habgier und ständige Unzufriedenheit mit uns anstellen, schlussendlich sogar wo diese uns hinführen. Die depressive Hauptfigur Andreas nimmt sich das Leben und landet in einer Art Zwischenhölle. Eine surreale Welt im IKEA-Verve, in der jeder Mensch glücklich ist. Trond Fausa Aurvaag verkörpert diesen Menschen unglaublich toll und sprüht nur so vor Charme und sympathischer Art.

THE BOTHERSOME MAN besitzt einen ganz eigenen Flair. Man durchschreitet diese Welt als wäre man auf Gras. Alles ist leicht, unbeschwert und liebenswert. Fast ist man soweit diese Personen für den Manufacted-Life-Kosmos zu beneiden. Doch der Film wäre nur halb so stark, wenn er es bei diesen Gefühlen belassen würde. Schnell macht sich im Zuschauer, aber auch in der Hauptfigur, eine starke Sehnsucht breit: Das Verlangen nach Makeln, die wir in unserem Alltag zu lieben gelernt haben, aber auch nach den kleinen Dingen im Leben, die selbiges erst lebenswert machen. Deswegen dauerte es nicht lang, da hatte mich der Film. Ich versank im Strudel aus Heimweh, wollte mit Andreas gegen diese genormte Plastikwelt ankämpfen.

Jens Lien’s Film zeigt auf unbeschwerte, unverkrampfte und fast schon spielerische Art, dass nicht immer alles schöner, größer und besser sein muss. Wenn wir uns im Steigerungswahn verlieren, bleibt meist keine Zeit mehr unser Leben auszukosten und die limitierte Zeit zu genießen. Schnell stehen wir am Ende der Lebenslinie und nichts kann deprimierender sein als danach zu suchen, womit wir unsere gesamte Zeit verbracht haben. Irgendwann sind wir am Boden der eigenen Möglichkeiten angekommen. Genau wie Andreas. Er hat die letzte Chance verspielt, muss nun die bittere Pille schlucken. Mit dem Bus macht er sich auf in Richtung Nirgendwo. Endstation. Das ist hart - aber konsequent. Und da soll noch einmal jemand sagen, dass THE BOTHERSOME MAN nichts zu erzählen hätte. Er erzählt nicht nur eine Geschichte, er philosophiert sogar darüber. Wenn man Filme schätzt, die sich wahrhaftig mit dem Leben auseinandersetzen, ist man bei BOTHERSOME MAN gut aufgehoben.

9/10

FFF: THE SIGNAL


Official Selection Fantasy Filmfest 2007

Viel zu selten bringt das Horrorgenre tolle Einfälle, wie dies bei THE SIGNAL der Fall ist. Ein Film, drei Regisseure, drei verschiedene Teile. Gemeinsam haben alle Segmente nur, das die gleichen Darsteller mitspielen und über jeden Bildschirm weit und breit ein mysteriöses Signal gesendet wird, welches den Zuschauer (im Film) zunehmend aggressiver macht, bis er schließlich ausflippt und jemand umbringt.

David Bruckner, Dan Bush und Jacob Gentry kreieren mit THE SIGNAL zwar kein Neuland, dafür aber äußerst unterhaltsamen All-in-One Horror. Das erste Drittel ist der straighte Einstieg in die Geschichte. Am ehesten könnte man das Ganze natürlich mit 28 DAYS LATER vergleiche: wackelige DV-Aufnahmen, die Menschen mutieren zu kaltblütigen Killermaschinen… Aber es gibt einen kleinen Unterschied zum restlichen Zombiegedöns. Wer hier stirbt, ist tot, steht nicht mehr auf und kommt auch nie wieder zurück. Das gibt dem Ganzen doch gleiche eine etwas andere Note, schließlich bedeutet die in naher Zukunft einen ausgestorbenen Planeten und nicht, dass eine andere Spezies / Randgruppe unseren Platz einnimmt. Mit verschiedenen Schreckensszenarien baut dieses Segment deshalb eine krude Stimmung auf, beängstigend und hektisch. Endzeit also.

Das zweite Segment bremst den Film dann sofort wieder aus. Wir rennen nicht mehr mit den Protagonisten durch die Stadt, sondern verweilen nun in einem netten, idyllischen Reihenhaus und lernen dessen Bewohner kennen. Dieser Teil setzt überdeutlich auf schwarzen Humor und auf Slapstick: Simon Pegg und Edgar Wright hätten ihre wahre Freude an diesem bitterbösen, zynischen Feuerwerk. Die Gagdichte ist unwahrscheinlich hoch, der Film aber kein Stück weniger hart und unberechenbarer. Lediglich gegen Ende des zweiten Abschnitts halten ein paar Längen inne, bevor THE SIGNAL dann zum dritten und letzten Segment übergeht.

Auch hier wird die Tafel wieder sauber gewischt und neu beschrieben. Nun wird die vorher aufgebaute Liebesgeschichte weiter ausgebaut und am stärksten thematisiert. Findet er sie oder findet er sie nicht? Das ist das primäre Anliegen dieses Segments. Genau hier besitzt THE SIGNAL meiner Meinung nach die größte Schwäche. Bis er vorangegangene Fäden wieder aufgenommen hat und weiterspinnt, vergeht etwas Zeit. Und nicht jeder wird am Ende von dieser „New Wave“ Liebelei angetan sein. Aber mein Gott, alleine für die letzte Szene hat sich dieses Drittel doch schon gelohnt oder?

THE SIGNAL ist das, was der Zuschauer braucht wenn er sich nicht zwischen SHAUN und DAWN OF THE DEAD entscheiden kann. Hier hat er drei Genres, die alle wunderbar funktionieren, in einem Film, ohne dass man Abstriche machen muss. THE SIGNAL erfindet das Horrorgenre zwar nicht neu, ist aber immer noch um Längen innovativer und einfallsreicher als 90% der Filme, welche den Markt überschwemmen. Und nebenbei macht THE SIGNAL auch noch verdammt viel Spaß.

8/10

Montag, August 06, 2007

Kino & FFF: EX DRUMMER


Official Selection Fantasy Filmfest 2007

Das bisher krasseste Kinoerlebnis auf dem diesjährigen FFF geht definitiv an EX DRUMMER. Selten so ein dreckiges, menschenverachtendes, depressives Stück Zelluloid gesehen. Ich möchte den Film hassen. Für seine trocken-zynische Art, für die widerlichen Szenen die das schmerzhafte Niveau von IRREVERSIBEL und MENSCHENFEIND erreichen, aber auch für die bodenlose Arroganz, diese Suppe aus Gewaltexzessen und asozialen Parolen oft einfach ohne Kontext stehen zu lassen. Aber ich komme nicht drum herum, ihn zu bewundern und sogar aufrichtig traurig zu finden. Vielleicht auch deshalb der Ausnahmefilm des Festivals.

Überhaupt wirkt das Alles oft wie eine explosive Mischung aus Gaspar Noé, Gregg Araki und Anders Thomas Jensen. Die Mischung aus vorzüglichem Zynismus und trostlosen Aufnahmen ist oftmals ein herber Schlag in die Magengrube. Wenn irgendwas noch mehr erschreckt, sind das nur die schrägen Charaktere, die am Existenzminimum leben (bzw. eher hausen). Dieser krasse Blick von Oben herab auf jene Menschen, genau wie der Hauptdarsteller diese Seinsphase durchlebt, bringt die eigentlichen Anliegen des Films natürlich äußerst gelungen ans Tageslicht: Hinter all dem Punkrock, dem Nebel, dem Blut und den rauen Sprüchen versteckt sich ein 1A Milieudrama, mit dem man so gar nicht gerechnet hätte.

EX DRUMMER lebt von seinen Verschiebungen innerhalb der Erzählung. Es sind die wechselnden Perspektiven, die den Film schließlich auch so besonders machen. Sitzen wir am Anfang noch vor einem dicken Schaufenster und blicken voller Staunen und Unbehagen auf diese überdrehte Welt der Sickos, verschieben sich die Parameter später. Wir sind mittendrin. Mittendrin im Alltag dieser verkorksten Existenzen und sehen dabei zu, wie jeder von ihnen für sich selbst immer wieder die Hürden des Alltags meistert. Dass dies meist noch erschreckender ist, als dass anfängliche Schreckensszenario im Stil eines Zoobesuchs, hätten die meisten Zuschauer wohl nicht gedacht.

Das Ende ist extrem, es ist laut und es ist böse. Wäre man so zynisch wie der Film, könnte man es als passendes Sahnehäubchen beschreiben, in dem die ganze vorherige Exposition explodiert und jeder bekommt was er verdient. Oder doch nicht? Wieder eine Frage der persönlichen Einstellung. Auch deshalb halte ich EX DRUMMER trotz einigen groben Schwierigkeiten, die ich mit dem Film zweifelsohne hatte, für ein kleines Juwel. Denn trotz dem Grotesken, der ganzen Abartigkeit, fühlen wir am Ende mit. Genau an der Stelle hat uns EX DRUMMER schließlich dort gepackt, wo wir es nie für möglich gehalten hätten.

-/10

Kino & FFF: LA ANTENA


Official Selection Fantasy Filmfest 2007

Einen solchen Film zum Centerpiece des Filmfestivals zu machen, ist natürlich gewagt. Der Stummfilm ist tot, jedenfalls war dies bis dato der Fall. Ich habe dieses Jahr keinen einfallsreicheren, fantasievolleren oder magischeren Film gesehen als LA ANTENA. Leider aber auch keinen, der so anstrengend (EX DRUMMER mal ausgenommen) und erst recht nicht so nervtötend ist. Eine höchst zwiespältige Sache also.

LA ANTENA ist vielleicht im Detail einfach fast zu perfekt, er wirkt leider völlig überladen. Als wolle man die gesamte Stummfilmära in einem einzigen Film verpacken, trotzdem mit modernen Kniffen glänzen und das Ganze schlussendlich mit einer überdeutlichen Portion Gesellschaftskritik würzen. Der Medienmogul, welcher sich das Volk mit der Macht des Fernsehers untertänig machen will, zielt natürlich streng in Richtung Berlusconi. Ob ständig aufflackernde Nazi-Motive nur an den deutschen Stummfilm erinnern sollen (was ich stark bezweifle) oder ebenfalls einen Platz in der Zeigefinger-Loge einnehmen sollen, kann man schwer sagen. Trotzdem fand ich das eher peinlich und deplaziert (Stichwort SS-Uniform und nacktes Kind auf Judenstern gefesselt). Aber auch das Volk bekommt Watschen ausgeteilt: weil es alles mit sich anstellen lässt, bekommt es schließlich den Mund verboten. Als hätte man im Laufe der Zeit verlernt ihn aufzumachen wenn es nötig ist.

Natürlich ist es toll, soviel Stoff in einem Film geboten zu bekommen, aber es erweckt zu jeden Zeitpunkt den Verdacht, LA ANTENA fühle sich wahnsinnig toll und stünde über allen Dingen. Man sollte vor allem nicht vergessen, dass LA ANTENA weiß Gott nicht das erste Werk ist, welches herausgefunden hat, dass man Filme mit Bildern erzählt. Mir persönlich ist nach Betrachtung eines klar geworden: Wie wichtig mir das gesprochene Wort mittlerweile ist und wie sehr ich gute Dialoge liebe. Dieses permanente Soundgetöse war mir einfach zu viel. Nach 60 Minuten musste ich mich wirklich zusammenreißen den Film nicht vorzeitig zu verlassen. Nicht weil dieser sonderlich schlecht wäre, sondern weil ich diese unerträglich Stilkomposition aus Bild und Ton nicht länger hätte aushalten können. Deshalb bin ich der Meinung, LA ANTENA ist für einen „Stummfilm“ äußerst geschwätzig. Schließlich schafft er es nicht einmal 30 Sekunden am Stück die Klappe zu halten und – surprise – „stumm“ zu sein. Ergo traut er sich doch nicht so ganz, allein seine Bilder sprechen zu lassen.

Dies ist natürlich ein Schuh, den sich jeder selbst anziehen kann, nicht aber muss. Doch unabhängig davon, ist LA ANTENA nicht frei von Mängeln. Er besitzt einige Längen, sodass die gefühlte Laufzeit knappe drei Stunden beträgt. Ja, LA ANTENA ist Poesie, er ist fantasievoll und visuell schlicht und ergreifend ein Traum. Jeder sollte diesbezüglich für sich selbst eine Entscheidung treffen. Obwohl ich mir den Film sicherlich kein zweites Mal ansehen würde – die damit verbundene Seherfahrung möchte ich nicht missen.

5/10

FFF: AN AMERICAN CRIME


Official Selection Fantasy Filmfest 2007

Zu den üblichen Killerspielchen und Funsplatterangriffen, stellt AN AMERICAN CRIME ein schönes Kontrastprogramm dar. Wobei „Spaß“ in Zusammenhang mit diesem nüchternen, passiven, hoffnungslosen Stück Film natürlich das falsche Wort ist. Spaß hat man hier weiß Gott nicht. Aber das will der neuste Film von ELLA ENCHANTED-Regisseur Tommy O'Haver auch nicht. Er will uns lediglich die Möglichkeit geben mit den Charakteren mitzufühlen und sie wenigstens kennen zu lernen. Auch das ist Kino.

Was auf dem Papier vielleicht schnell zur theatralischen Seifenoper verkommt, geht Tommy O'Haver erstaunlich gut von der Hand. Das liegt zum größten Teil an den herausragenden Akteuren, allen voran natürlich Catherine Keener. Hätte nicht gedacht, dass dieses Jahr noch eine Darstellerin an der penetranten, passiv-aggressiven und beängstigenden Imelda Staunton (Dolores Umbridge in HARRY POTTER V) vorbei kommt. Mehr Angst macht mit jedoch, mit welcher scheinbaren Leichtigkeit dies Catherine Keener gelingt. Man kann hier ganz ungeniert von einer der mit Abstand besten Leistungen des Kinojahres sprechen. Doch auch Ellen Page braucht sich nicht zu verstecken. Hatte sie bereits mit HARD CANDY oder X-MEN 3 bewiesen was sie drauf hat, kann sie in AN AMERICAN CRIME nun vollends überzeugen. Für mich ist Ellen Page schon jetzt eine der großen Hollywood Hoffnungen.

Was aber zeichnet den Film aus? AN AMERICAN CRIME lässt seinen Zuschauern stets die Wahl selbst zu entscheiden. Er selbst richtet nicht über das was die Charaktere tun oder eben leider nicht tun. Und selbst wenn Gertrude Baniszewski am Ende wegen ihrer Taten ein Monster ist und mehr verdient hätte als sie bekommt, kann man sich einen Funken Mitleid nicht ganz verkneifen. Tommy O’Haver’s Film ist deshalb ein beeindruckendes Drama geworden, dem es im Wahn der Reflektierung vielleicht etwas an Ambivalenz fehlt, weil oft die Nebencharaktere zu eindimensional ausfallen. Doch ansonsten gibt es AN AMERICAN CRIME nicht wirklich etwas zu rütteln.

8-9/10

FFF: STORM WARNING


Official Selection Fantasy Filmfest 20007


Viel bleibt zu diesem Film nicht zu sagen, deshalb fasse ich mich sehr kürz. STORM WARNING nimmt sich verdammt viel vor, scheitert dann aber am schlechten, undichten Drehbuch. Alles fängt ziemlich atmosphärisch an: Gewitter zieht auf, der Himmel dunkelt ab. Tolle Bilder! Doch dann beginnt das gestelzte Slasher-Allerlei. Schema F, Aber so was von. Alles tausend Mal gesehen, nicht spannend, nicht lustig. Wäre der Film 20 Minuten kürzer, wäre es wohl der spannungsärmste Slasher seit Jahren. So bleiben drei einiger Maßen gute Szenen, dann verließen sie ihn…

3-4/10

Freitag, August 03, 2007

FFF: BOTCHED


Official Selection Fantasy Filmfest 2007

Zusammen mit THE SIGNAL und MANDY LANE ist BOTCHED wahrscheinlich der Film des Fantasy Filmfestivals, auf den ich mich am meisten gefreut habe. Im Nachhinein kann man schon irgendwo von einer kleinen Enttäuschung sprechen.

Naja, schlecht ist BOTCHED nicht. Er will für Stimmung sorgen und das tut er auch souverän nach wenigen Minuten. Sobald die Ausgangssituation hergestellt wurde, fühlt der Film sich an wie eine Mischung aus Theaterstück und Comic. Die Figuren sind alle herrlich schräg, viele lustige Momente vertreiben dem Zuschauer die Zeit. Bis zu einem gewissen Punkt. Später konnten mir die Schenkelklopfer meist nur noch ein Achselzucken entlocken, wenn auch hier immer noch einige wahnwitzige Szenen folgen.

Mit persönlich war BOTCHED dann ein wenig zu strukturlos. Oft scheint es, als wüssten die Charaktere gar nichts mit sich anzufangen. Und dann folgen halt Splatterszenen. Auch diese sind wieder oft komisch, wirken aber eher wie Lückenbüßer. Fürs einmalige Sehen also durchaus gut, für öfters dann evtl. doch zu substanzlos.

6+/10

Kino: ALL THE BOYS LOVE MANDY LANE



Official Selection Fantasy Filmfest 2007

Nach einigem Ringen habe ich mich dazu entschlossen MANDY LANE zu lieben. Jonathan Levine versucht meiner Meinung nach gar nicht den Kultfilm schlecht hin zu drehen, sondern er will vor allem eines sein: 70s. Und das ist ALL THE BOYS LOVE MANDY LANE definitiv! Lustigerweise atmet der Film mehr Spirit und Esprit der einstigen Slasher (erinnert in einigen Einstellungen durchaus an I SPIT ON YOUR GRAVE, for example), als zum Beispiel der große Rodriguez in Bezug auf seine Grindhouse-Explotation-Filme. Sein fröhlich buntes Kaubonbon PLANET TERROR hat nämlich nicht einmal ansatzweise verstanden was er da imitiert. Bei MANDY LANE ist das anders: Hier werden keine Szenen kopiert, sondern der Verve wiedergegeben. Levine orientiert sich mehr an der Zeit und an vermeintlichen Genrerastern als an irgendwelchen Zitaten. Keine Versatzstücke, es wird eine eigene Geschichte erzählt. Und hier liegt einer der größten Vorzüge, wenn es um die Frage geht, wieso man MANDY LANE ähnlichen Filmen vorziehen sollte.

Der zweite und vielleicht ebenso entscheidende Punkt sind die satirischen Züge, welche der Film unwiderruflich mit sich bringt. Auf absolut einleuchtende, nicht aber zu penetrante Art und Weise wird hier ein frisches Stück Gesellschaftskritik eingewoben: Die Schnelllebigkeit der heutigen Teenager, in der jeder immer sofort bekommen möchte was er will. Am liebsten würde sich jeder einfach nehmen was er will, ohne Rücksicht auf Verluste. Dies können viele Dinge sein, in Levine’s Film sind es beispielsweise Frauen, die wie das schäbigste Objekt behandelt werden. Der junge Bird bekommt in einer eher beiläufigen Szene von Mandy Lane eine Abfuhr, weil er zu forsch und schnell vorgeht. Auch dies ist ein Indiz darauf, dass Levine den Zuschauer ermahnt endlich wieder für das was er begehrt zu arbeiten, anstatt es sich einfach zu nehmen. Da wir in einer Höher/Schneller/Weiter-Gesellschaft leben, ist es ebenso wenig verwunderlich, dass zwei bildhübsche Mädchen schon einmal links liegen gelassen werden, weil jeder Tropfen Testosteron im Raum um die Hand von Miss Lane balzt.

Da ist es doch nur umso erfreulicher zu sehen, dass Amber Heard MANDY LANE mit dem nötigen Respekt verkörpert, die Rolle aber voll und Ganz trägt. In der Tat ist Heard wahrscheinlich dass, was sich viele unter einer „Mandy Lane“ vorstellen. Der restliche Cast spielt nach Möglichkeiten, über das durchschnittliche Genreniveau kommt aber außer Amber Heard nur ihre eben so hübsche Kollegin Whitney Able. Was unbedingt noch genannt werden sollte, ist der maßgeschneiderte Soundtrack. Superb!

Und trotzdem wird nicht jeder Zuschauer etwas mit ALL THE BOYS LOVE MANDY LANE anfangen können. Der Film wirkt wie zweigeteilt. Die erste Hälfte wandert auf den Spuren von AMERICAN PIE und EINE WIE KEINE (mit einer Prise EISKALTE ENGEL), führt uns langsam in den Kosmos der Teenager ein und versucht uns Mandy Lane näher zu bringen, in dem ihre fragile, schüchterne aber sympathische Art eingefangen wird. Außerdem quatschen die Teenager auch über ihre Probleme, lassen sich über Teen-Klischees aus und chillen ein wenig. Wer also von Jonathan Levine’s Film erwartet, das es nach 10 Minuten knapper Einführung lospoltert, liegt falsch. Erst in der zweiten Hälfte, welche sich auch optisch noch einmal vom Anfang unterscheidet, bekommen wir es mit einem Slasher im eigentlichen Sinne zu tun. Und dann erfüllt MANDY LANE dem Zuschauer einen Großteil der zuvor gemachten Versprechen, indem er mit verdammt kalten, wohl platzierten und kompromisslosen Tötungen aufwartet.

ALL THE BOYS LOVE MANDY LANE kommt gegen Ende lediglich ins Stolpern, weil er bei der Überspitzung von Genrekonventionen und Klischees Gefahr läuft selbst zu diesen zu werden. Die eine oder andere Jungfrau mag so manchem Zuschauer auf der Flucht vor dem Killer ein paar Mal zu oft stolpern. Aber das Alles sind Kleinigkeiten und werten den Film nicht wirklich ab. Und auch wenn es vielleicht einfacher ist den Film zu hassen, bleibt meine Meinung weiterhin bestehen: Wären derzeitige Genreproduktionen nur halb so verspielt und frisch wie ALL THE BOYS LOVE MANDY LANE – Die Filmwelt könnte eine bessere sein.

8/10