Montag, August 06, 2007

Kino & FFF: LA ANTENA


Official Selection Fantasy Filmfest 2007

Einen solchen Film zum Centerpiece des Filmfestivals zu machen, ist natürlich gewagt. Der Stummfilm ist tot, jedenfalls war dies bis dato der Fall. Ich habe dieses Jahr keinen einfallsreicheren, fantasievolleren oder magischeren Film gesehen als LA ANTENA. Leider aber auch keinen, der so anstrengend (EX DRUMMER mal ausgenommen) und erst recht nicht so nervtötend ist. Eine höchst zwiespältige Sache also.

LA ANTENA ist vielleicht im Detail einfach fast zu perfekt, er wirkt leider völlig überladen. Als wolle man die gesamte Stummfilmära in einem einzigen Film verpacken, trotzdem mit modernen Kniffen glänzen und das Ganze schlussendlich mit einer überdeutlichen Portion Gesellschaftskritik würzen. Der Medienmogul, welcher sich das Volk mit der Macht des Fernsehers untertänig machen will, zielt natürlich streng in Richtung Berlusconi. Ob ständig aufflackernde Nazi-Motive nur an den deutschen Stummfilm erinnern sollen (was ich stark bezweifle) oder ebenfalls einen Platz in der Zeigefinger-Loge einnehmen sollen, kann man schwer sagen. Trotzdem fand ich das eher peinlich und deplaziert (Stichwort SS-Uniform und nacktes Kind auf Judenstern gefesselt). Aber auch das Volk bekommt Watschen ausgeteilt: weil es alles mit sich anstellen lässt, bekommt es schließlich den Mund verboten. Als hätte man im Laufe der Zeit verlernt ihn aufzumachen wenn es nötig ist.

Natürlich ist es toll, soviel Stoff in einem Film geboten zu bekommen, aber es erweckt zu jeden Zeitpunkt den Verdacht, LA ANTENA fühle sich wahnsinnig toll und stünde über allen Dingen. Man sollte vor allem nicht vergessen, dass LA ANTENA weiß Gott nicht das erste Werk ist, welches herausgefunden hat, dass man Filme mit Bildern erzählt. Mir persönlich ist nach Betrachtung eines klar geworden: Wie wichtig mir das gesprochene Wort mittlerweile ist und wie sehr ich gute Dialoge liebe. Dieses permanente Soundgetöse war mir einfach zu viel. Nach 60 Minuten musste ich mich wirklich zusammenreißen den Film nicht vorzeitig zu verlassen. Nicht weil dieser sonderlich schlecht wäre, sondern weil ich diese unerträglich Stilkomposition aus Bild und Ton nicht länger hätte aushalten können. Deshalb bin ich der Meinung, LA ANTENA ist für einen „Stummfilm“ äußerst geschwätzig. Schließlich schafft er es nicht einmal 30 Sekunden am Stück die Klappe zu halten und – surprise – „stumm“ zu sein. Ergo traut er sich doch nicht so ganz, allein seine Bilder sprechen zu lassen.

Dies ist natürlich ein Schuh, den sich jeder selbst anziehen kann, nicht aber muss. Doch unabhängig davon, ist LA ANTENA nicht frei von Mängeln. Er besitzt einige Längen, sodass die gefühlte Laufzeit knappe drei Stunden beträgt. Ja, LA ANTENA ist Poesie, er ist fantasievoll und visuell schlicht und ergreifend ein Traum. Jeder sollte diesbezüglich für sich selbst eine Entscheidung treffen. Obwohl ich mir den Film sicherlich kein zweites Mal ansehen würde – die damit verbundene Seherfahrung möchte ich nicht missen.

5/10

4 Kommentare:

Rajko Burchardt hat gesagt…

Waaas? Ich dachte der sei total genial? Die Zeichen standen doch auf gut... ;(

Lost in Imagination hat gesagt…

schlecht ist er ja auch nicht. Für mich war dies zusammen mit EX DRUMMER der schwierigste Film dieses Jahr bis dato. Nur sehr selten so ambivaltente FIlme gesehen, man liebt sie oder man hasst sie. Keine Ahnung, könnte dir aber sehr gut gefallen, Rajko.

Rajko Burchardt hat gesagt…

Hm, klingt ja sehr strange.

Anonym hat gesagt…

der IST schlecht.
in dem Sinne, dass er sich an seinen eigenen Bildern zu sehr ergötzt, die Darsteller nur chargieren und er ab Minunte 60 nur noch nervt. Da sind wunderbare Ideen dabei, so plakativ sie sein mögen, aber die werden dann durch nervtötende Personen oder die immer präsente, und ich meine immer, bis auf 2 Minuten zum Ende hin Musik erdrückt. Das istmehr Holzhammer als subtile Hommage