Donnerstag, März 01, 2007

Kino: CURSE OF THE GOLDEN FLOWER

Immer wusste Zhang Yimou wie man dramaturgisch packende Geschichten in visuelle Engelsgewänder steckt. Yimou, der sich dazu berufen fühlt farbenfrohe Kostümdramen zu inszenieren, schließt in CURSE OF THE GOLDEN FLOWER mit seiner selbsternannten Wuxia-Trilogie ab. Und doch könnten die drei Filme unterschiedlicher nicht sein: HERO, Der politische Disput über Macht und Vergeltung, HOUSE OF THE FLYING DAGGERS, Martial Arts vom feinsten gepaart mit einer shakespeeresken Liebesgeschichte und schließlich CURSE OF THE GOLDEN FLOWER, eine sehr facettenreiche Familientragödie.

Gong Li ist göttlich. Sie verleiht der Kaiserin die nötige Tiefe um auf dem schmalen Pfad zwischen Mitleid, Verachtung, Arroganz und Traurigkeit zu bestehen. Fast scheint es so, als blühe die Frau in der Obhut ihres Entdeckers und Exliebhabers auf wie nie zuvor. Doch auch Chow Yun-Fat glänzt in der Rolle des bösartigen, machtsüchtigen Kaisers. Man kann gar nicht anders als diesen zu hassen. Ein Blick in die Filmographie von Zhang Yimou spricht eigentlich schon Bände. Er ist einer der größten Regisseure unserer Zeit und hat auch kein Problem dies immer wieder aufs Neue zu beweisen. Wie er es schafft, neben seiner tadellosen Inszenierung verschiedene Denkansätze und Querverweiße zu geben, mit allerhand Symbolikspielereien um sich zu werfen und gleichzeitig eine herzzerreißende Geschichte zu erzählen – und eben in berauschenden Bildern zu zeigen (!), hat mich komplett umgehauen. Freunde von vielen und langen Martial Arts Kloppereien sollte jedoch bewusst sein, dass diese in CURSE OF THE GOLDEN FLOWER nur einen Bruchteil der Geschichte einnehmen, vergleicht man diese einmal mit den beiden Vorgängern. Auch hier ist Yimou wieder ein Kompliment zu machen, weil er sein Werk so stimmig zusammensetzt, dass dies gar nicht weiter auffällt. An Schauwerten und Spannung fehlt es CURSE OF THE GOLDEN FLOWER jedenfalls nicht.

Wenn man an Zhang Yimou’s neustem Werk etwas kritisieren will, dann wohl am ehesten das sich ein zwar eher geringer, aber eben vorhandener, Abnutzungseffekt ankündigt. Ein weiteres Epos dieser Größenordnung könnte ihm aus den Fingern gleiten. Doch Yimou ist ein äußerst intelligenter Mann: Das wird er selbst wissen. Außerdem kratzt er gegen Ende für einen Moment gefährlich nahe an der Grenze zum Absurden, was die Wendungen und Ereignisse im Kaisertempel angeht. Schließlich mündet dieser Hexenkessel jedoch in einer furiosen Szene, in der Yimou seinen kompletten Film ausbremst um dem Zuschauer noch einmal in Zeitlupe an die Gurgel zu springen. Bleibt abzuwarten ob Yimou seine Richtung ändert. Solange ergötze ich mich gerne an den energiegeladenen Bildern, dem phantastischen Ensemble, dem meditativen aber auch ergreifendem Score und dem Rausch aus Farben und Kostümen.

8+/10

7 Kommentare:

Rajko Burchardt hat gesagt…

Das klingt hervorragend und ich kann es kaum mehr erwarten. Die PV naht. *gg*

Anonym hat gesagt…

bin wirklich mal gespannt was du sagst! konntest du mit früheren Yimous etwas anfangen?

Stefan hat gesagt…

Will den auch sehen! Wo gibt's den denn gerade am günstigsten (auf irgendeiner DVD)?

Anonym hat gesagt…

denke am günstigsten bekommst du die Edko-DVD über die us seite von CD-WOW, mit Monkey Bargains bezahlst du in etwa 10€ ;-)

Stefan hat gesagt…

Ja, mal gucken, danke. :-)

Rajko Burchardt hat gesagt…

@Timo:

Ich kenne nur "Hero" und "House of Flying Daggers" - die verehre ich aber außerordentlich. Letzterer ist sogar ein extrem pesönliches Kinoerlebnis für mich gewesen.

Anonym hat gesagt…

dann könntest du mit CURSE OF THE GOLDEN FLOWER einen neuen Liebling finden. :-) *daumen drückt*