Montag, Mai 15, 2006

Kino: WHEN A STRANGER CALLS


”Jill, we’ve just traced the call… its coming from inside the house!”

Sie endet nicht. Sie endet einfach nicht.
Gemeint ist die Flutwelle der PG13-Horrorfilmchen. Wer dachte, diese hätte mit Filmen wie CRY_WOLF, THE GRUDGE oder ALONE IN THE DARK schon den Tiefpunkt des Erträglichen abgeliefert, sollte sich aus rein informativen Gründen schleunigst Simon West’s Altpapierverwertung namens WHEN A STRANGER CALLS anschauen. Die Entstehungsgeschichte alleine spricht schon Bände: Im unphrasierten Wortlaut könnte man behaupten, dass die alten Sony-Archive solange durchstöbert worden sind, bis man irgendeinen halbwegs interessanten Film gefunden hatte, der zu seiner Zeit womöglich nicht allzu erfolgreich war (macht das ganze nämlich wesendlich billiger, man denke an Lizenzen etc.) und den man dann mehr oder weniger nur noch „abfilmen muss“. Und genau hier hat sich Mr. Untalentiert gewaltig geschnitten: Der gewählte Stoff aus DAS GRAUEN KOMMT UM ZEHN lässt sich in 4 Minuten erzählen, meinetwegen auch in 20 Minuten nachspielen – auf 87 Minuten gestreckt wirkt das Ganze jedoch hochgradig albern und zum größten Teil lächerlich.


Womit wir auch schon beim größten Problem von WHEN A STRANGER CALLS wären. Selten einen Film erlebt, dem man es so dermaßen ansieht das sich die Drehbuchautoren jeden Millimeter Zelluloid aus den Rippen gepresst haben. Der Film besteht zu 2/3 aus unwichtigen, unnötigen, nichts sagenden Szenen, welche den Film zu keiner Zeit weiterbringen, sondern immer wieder aufs Neue bis zur Bewegungsunfähigkeit ausbremsen. So etwas wie Spannung oder gar Atmosphäre kommt nicht auf. Schließlich demontiert West seinen Film in nahezu jeder zweiten Szene durch einen weiteren ins Unermessliche gedehnten Handlungsstrang oder eine andere Floskel. Besonders tragisch dabei ist, dass fast ausnahmslos untalentierte Darsteller am Werk sind, welche die Schwächen des Films nicht gerade retouchieren. Die wohl größte Enttäuschung stellt Hauptdarstellerin Camilla Belle dar. War sie im CHUMSCRUBBER noch ein kesses, facettenreiches Exempel für den verzogenen Upperclass-Teen, ist ihre Leinwandpräsenz hier einfach nur nervig. Belle wirkt ständig überfordert, weiß manchmal gar nicht in welche Kamera sie ihren debilen Blick als nächstes schicken soll.


So richtig peinlich das ganze, besonders wenn man das Original noch einmal Revue passieren lässt: Es haben sich schon viele Regisseure an einer Hommage zu DAS GRAUEN KOMMT UM ZEHN versucht, teilweise kamen dabei wundervolle Szenen zustanden. Bestes Beispiel ist die Anfangssequenz von Wes Cravens SCREAM, bei der ein Blick von Drew Barrymore beängstigender war als Simon West’s gesamter Film. Wenn einem sogar diese kleinen Anleihen die Hütte einrennen, weil dadurch fixiert wird, wie untalentiert West doch eigentlich ist und was für eine riesengroße Verarsche WHEN A STRANGER CALLS bildet, sollte man ein so fragliches Projekt doch lieber auf Eis legen. Aber der kommerzielle Erfolg gibt dem Schund recht: US Box-Office Champion und mehrere Wochen die Nummer 1, so ist selbst für diesen Mauz eine Daseinsberechtigung gegeben. Dabei gab es sehr wohl ein kleinwenig Potential. Das Mädchen nicht durch ein altes, schäbiges Gemäuer rennen zulassen, sondern sie in einen High-Tech Bunker zustecken, dessen Postmoderne fast erschreckender ist als der unbekannte Anrufer, hat schon etwas für sich. Doch West sieht das nicht. Er verweißt auf das im Teenagerkreis so bewehrte „stalked by a stranger“-Prinzip und sieht zu wie seine amerikanischen Jünger ihm das Geld dafür in den Rachen werfen.

WHEN A STRANGER CALLS ist abermals ein seichtes, spannungsarmes Kinderhorrorfilmchen ohne Logik, ohne Raffinesse, ohne Esprit. Simon West hat hier in Sachen Belanglosigkeit nicht nur einen Bock geschossen, er hat neue Maßstäbe gesetzt. Deswegen darf ich behaupten, dass an diesem Film rein gar nichts Greifbares bleibt. Wer über 2-3 Seherfahrungen im Genre kommt, weiß schnell wie der Hase läuft und hat sich am einfallslos zusammengewichsten Stoff schnell satt gesehen. Wenn unbekannte Unrufer einen Schrecken hervorruft, dann die Gewissheit, dass knapp 90 Minuten seeeehr langsam verstreichen können… 0/10

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