Mittwoch, Februar 22, 2006

"Heights" - Fassaden zerplatzen wie brüchiges Glas



Man kann dem leicht konservativen Regisseur Chris Terrio einiges vorwerfen wenn es um sein „Book of Kings“ oder den neusten Film HEIGHTS geht. Eines aber nicht: Uninspiriertheit. HEIGHTS ist ein Theaterstück im klassischen Sinne, in dessen Rahmenhandlung selbst ein Theaterstück steht. So lässt sich vieles entkräften was vorher noch zu glühenden Ohren geführt hätte. Overacting, Theatralik, eine musikalische und optische Überdosis…das alles bekommt mit HEIGHTS zwar keinen neue Bedeutung, wird hier aber als Stilmittel verwendet, was man dem Film schlecht ankreiden kann.

Im Herzstück geht es wieder mal um Menschen, welche allesamt in der größten kleinsten Stadt der Welt wohnen, New York. Sie alle kennen sich oder haben über verschiedene Ecken etwas mit einander zu tun, selbst wenn sich manche den Film über nicht sehen. Sofort schießen einem CLOSER oder WE DON’T LIVE HERE ANYMORE ins Gedächtnis. Zu Recht, teilen die 3 doch alle grob eine Richtung. Doch HEIGHTS entfernt sich noch am ehesten von den genannten, da er das Hauptaugenmerk nicht wie die anderen auf die Beziehungen der Charaktere legt sondern auf die scheinheilige Fassade, mit der jeder einzelne von ihnen durch den Alltag läuft.


Der Cast hat so seine Tücken: Matthew Davis (Tigerland, Blue Crush), Jesse Bradford (Swimf@n) und James Marsden (X-Men) machen ihre Sache gut. Umso mysteriöser wieso ausgerechnet die Frau mit der meisten Screentime am nervigsten wirkt. Ganz ehrlich: Elizabeth Banks hat den Charme eines benutzten Kaffeefilters. Ihre weinerlichen Gefühlsausbrüche nimmt man ihr in 80% der Fälle einfach nicht ab. Was ein Glück das die 2. Hauptrolle jemandem mit schauspielerischer Raffinesse überlassen wurde: Glenn Close überrascht mich schon wieder, legt nach der Leistung in CHUMSCRUBBER sogar noch einen drauf. Ihre Szenen verschwimmen mit jenen, in denen sie auf der Bühne die Diva mimt. Diese Frau bietet uns die volle emotionale Bandbreite und die einfühlsamsten Momente im Film, auch wenn es von diesen nicht sehr viel gibt. Überwiegend herrscht die kalte Atmosphäre der verklärten Upper Eastside. In dem sterilen, grauen Flair New York’s kommt nur sehr wenig Nächstenliebe auf.

Vielleicht ist es das, was der Film tatsächlich erzählen will. Da kommt mir unbewusst der Eröffnungsmonolog aus CRASH in den Sinn. Auch in dieser Stadt kollidieren alle Menschen auf so merkwürdige Weise, dass man nur die immer gegenwärtige Einsamkeit dafür verantwortlich machen kann. Zumindest hier wirkt New York wie die Antarktis. Keine Menschen, nur Eisskulpturen. Aus Angst verletzt oder enttäuscht zu werden schieben sie alle einen dicken Schutzwall vor sich her, ohne dabei zu begreifen wie wichtig es ist sich seinen Problemen zu stellen und die Dinge anzugehen.


In den letzten 15 Minuten fiebern wir geradezu darauf hin, dass die Sonne endlich aufgeht und das Eis zum schmelzen bringt. Genau an dieser Stelle macht Terrio den Fehler, der um jeden Preis hätte verhindert werden müssen. Anstatt sein kluges Setting harmonisch ausklingen zu lassen und ein silbernes Tuch über sein Morgen- land zu schmeißen, kommt er uns mit ein paar Handlungen, die nicht nur wahnsinnig schlecht nachzuvollziehen sind, sondern auch noch einige andere Fragmente der Geschichte mit in den Abgrund reißen. Das ist bedauerlich, schließlich war Terrio bis zu diesem Punkt eindeutig am längeren Hebel. Wenigstens lässt er uns am Ende doch noch mit der Erkenntnis nach Hause gehen, dass Liebe und Hass stetige Begleiter auf unseren Lebenspfaden darstellen. Sie werden uns immer wieder wehtun, uns aber auch immer wieder neue Hoffnung schenken.

HEIGHTS macht keine Fehler, die man einem Regieneuling nicht verzeihen sollte. Terrio hat einen sehr ruhigen, bemerkenswert kühlen Film über Gefühle die wir ignorieren, und Gefühle die wir zulassen gedreht. Wo Schatten ist, da ist auch Licht. Und so fiebert man mit Glenn Close, lässt aber Elizabeth Banks völlig außer Acht. Man schätzt HEIGHTS am meisten, kurz bevor der Film die Kurve verpasst. Zwiespältig, aber nur in Maßen. Alleine Optik, Musik und die Kameraführung sollten kleinere Lappalien entschädigen. HEIGHTS besitzt neben Reiz auch Potential: Selbst wenn dieses nicht voll ausgeschöpft wurde, kann man mit dem Resultat insgesamt zufrieden sein. 7/10

2 Kommentare:

Scarlettfan hat gesagt…

Schöner Text. Ist eigentlich schon etwas über den deutschen Starttermin bekannt (konnte bei IMDb eben nichts finden)?

Lost in Imagination hat gesagt…

habe noch nichts vernommen.

Denke aber das HEIGHTS auf jeden Fall im Laufe des Jahres bei uns erscheinen wird, selbst wenn es sich nur um eine DVD-VÖ handelt.