Sonntag, September 09, 2012

FILM // Chained (2012)


















Ein grauenhaftes Ausgangsszenario: Der kleine Tim sitzt angekettet unter einem Tisch. Im nächsten Moment öffnet er einem großen, behäbigen Mann die Tür. Dieser hat eine Frau im Schlepptau, die er mehr oder weniger an den Haaren durch das Haus in ein Zimmer zerrt. Schon nach dieser ersten Einstellung ist ganz klar, wo die Reise hingehen wird. Jennifer Lynch nimmt uns mit an einen dunklen Ort, voller Angst, Leid und Hoffnungslosigkeit. Und doch ist die Bedrohung nah. Das Grauen kommt mit dem Taxi.

Bis zu einem gewissen Punkt gelingt Frau Lynch mit Chained ein über weite Strecken packendes Psychogram eines klassischen, amerikanischen Serienkillers. Die Geschichte um den jungen Tim, der als Sklave bei Bob dem Psychopathen aufwächst und ihm dient, ist tragisch und packend. Vincent D'Onofrio spielt hervorragend. Bis dato also alles noch im grünen Bereich. Doch es gibt zwei Schwachstellen: Eamon Farren kann als jugendlicher Tim leider zu keiner Zeit mit D'Onofrio mithalten. Er kennt nur einen Gesichtsausdruck und die Überdosis an Lidschatten und Kajal - um ihn noch ein kleines kleines bisschen fertiger aussehen zu lassen - verfehlt deshalb auch ihre Wirkung. Aber auch dies ist es nicht, was Chained schlussendlich das Genick bricht. Es ist der krankhafte Zwang von Frau Lynch (siehe auch Surveillance) am Schluss nach was ganz unerwartetes rauszuhauen. Einen ach so klugen Twist, der die ganze Kinomeute überrascht und den Film doch noch ein bisschen "tricky" macht. Gespür für diese Pointen hat sie leider nicht. Den ersten nimmt man noch hin. Beim zweiten macht Sie sich selbst und ihre Geschichte unglaubwürdig, indem sie anfangs vom Individuum erzählt und in den letzten Einstellungen verallgemeinert.

Und so bleibt ein fader Beigeschmack. Das Thema ist interessant - die Umsetzung medioker.  Am Ende fällt Chained in genau den Einheitsbrei, aus dem er sich anfangs noch so diszipliniert freigestrampelt hatte.

Wertung: 5 von 10


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