Samstag, Februar 19, 2011
FILM // The Future (2011)
Miranda July, ein Fabelwesen namens Mensch. Schon mit ihrem ersten Spielfilm ME AND YOU AND EVERYONE WE KNOW spaltete sie in gewisser Hinsicht das Publikum. Der eine Teil der Zuschauer kann dieser wirren Person nichts abgewinnen, die andere Hälfte verehrt sie für ihre unverschämte Leichtigkeit. July's zweiter Film, THE FUTURE, verfolgt sehr ähnliche Ansätze wie ihr Debüt, genauer gesagt handelt es sich hierbei sogar um eine inoffizielle Fortsetzung. Wehrend es in ME AND YOU ... noch um die Probleme im Vorfeld einer Partnerschaft ging, dreht sich in THE FUTURE nun alles um den Alltag in der Beziehung.
Hierbei erstaunt die Regisseurin nicht selten: So verrückt und gegen den Strich gebürstet die beiden Hauptfiguren auch erscheinen, schlagen sie sich eben doch mit den selben Problemen herum, wie wir es alle tun: Wo soll die gemeinsame Reise hingehen? Welche Ziele verfolgen wir? Pflegt man die Beziehung weil man sie wünscht oder weil sie mit der Zeit einfach geworden ist? In THE FUTURE geht es vor allem darum, aus dem alternativen Mikrokosmos auszubrechen, ohne diesen zu verraten. Es geht darum, idyllische Vorstadtluft zu schnuppern oder den profitlosen Traumjob auszuprobieren. Nicht weil man es muss, sondern man es kann. Weil die Fragen, die man sich selbst stellt, legitim sind. Weil Antworten sich ergeben und nicht parat liegen. Fast würde ich soweit gehen, THE FUTURE als eine der schönsten Beziehungsparabeln der letzten Jahre zu bezeichnen. Die Figuren sind unglaublich greifbar in ihren Reaktionen aufeinander, was den Mehrwert der unsprektakulär anmutenden Geschichte ebenfalls steigert. Miranda July's Sicht auf das, was einer Beziehung gut tut und ihr den lebensnotwendigen Raum zum entfalten gibt, ist meiner Meinung nach nicht nur extrem weise und reif, es gibt im Gegensatz zu den meisten Filmen dieser Gattung auch viele interessante Denkansätze.
Parallelen zu ME AND YOU... finden sich immer wieder: Das Kind, welches autonom und losgelöst von den Eltern lebt, aber auch die Flucht der Hauptfigur in eine dritte Perspektive wird übernommen. Hier synchronisiert Frau July nun keine romantischen Postkarten mehr, sondern eine kranke Katze, die dem Film quasi als roter Faden dient. Die legendärste Szene, in der ein Spaziergang an der Straße das gemeinsame Leben im Zeitraffer symbolisiert, dient in THE FUTURE sogar als Hauptschwerpunkt: Wie finden Individuen zusammen, wie bleiben sie es und wie entwickeln sie sich gemeinsam und getrennt voneinander. Für Frau July ist auch hier der Weg das Ziel. Aus diesem Grund verzichtet sie auf das Ergebnis der zentralsten Frage im Bezug auf die beiden Protagonisten, lässt jedem Zuschauer selbst die Wahl. Leichtigkeit und Esprit des Vorgängers bleiben in THE FUTURE dennoch erhalten und sorgen abermals für ungemein komische Momente, die man auf Anhieb in Herz schließt. Einziger Unterschied ist, dass THE FUTURE im letzten Drittel ein wenig die Luft ausgeht und er - trotz rührender Momente - etwas auf der Stelle tritt. An einer Aussage ändert dies jedoch nichts: Miranda July ist die Frau, die Sofia Coppola hätte werden können.
Wertung: 8 von 10
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4 Kommentare:
Ich war von THE FURTURE überhaupt nicht begeistert, bin eher enttäuscht.
Nix gegen Sofia, fand Somewhere ganz toll!
Spidy,
ach komm! Wieso denn das? Mochtest du ME AND YOU..?
Pav,
im Prinzip habe ich auch nichts gegen Sie. Ich mochte ihre beiden ersten Film sehr, sogar MARIE ANTOINETTE waren für mich noch ok. Aber ich merke das die Dame immer mehr abbaut bzw. sich ihr Filmprinzip irgendwann totläuft.
Ja, Me and You...mochte ich, aber mit The Future konnte ich nichts anfangen, keine Ahnung voran es lag, habe mich schrecklich gelangweilt und irgendwann abgeschaltet und somit kaum noch was vom Film mitbekommen.
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