Freitag, Juli 28, 2006

Kino: SEVERANCE


Betriebsausflüge enden meistens dort wo man es nie für möglich gehalten hätte. Und so landen die Mitarbeiter eines Waffenkonzerns am Ende auch nicht im idyllischen Waldanwesen um ein Gruppenseminar durchzuführen, sondern schlagen sich im osteuropäischen Dickicht mit verkorksten Ex-Söldnern herum. Christopher Smith, der schon mit CREEP einen durchaus netten Genreeinstieg geschmissen hat, bietet uns hier eine gelungene Mischung aus britischem Humor in bester THE OFFICE-Manier und vermischt diesen mit einem beliebigen aber effektiven Auszug aus dem Backwoodslasher.

Was die Mischung angeht, wären wir auch schon beim größten Problem. Einen verschmelzenden Mix wie SHAUN OF THE DEAD konnte Smith leider nicht kreieren. Dafür fehlt in SEVERANCE einfach die Substanz der Horrorelemente. Sie wirken stets eher eingeschoben als Teil des Ganzen, lassen eine düstere Atmosphäre nur selten zu. Es ist zum einen der teilweise erstaunlich subtile Humor der mit dem Zuschauer sympathisiert, zum anderen sind es die verrückten Charaktere. Auch wenn diese eher einem Abziehbildchen gleich kommen, wirkt ihr Rezept. Wieso auch nicht? Smith plädiert hier eindeutig für den Funfaktor. Ein weiteres Manko stellt die typische Plotausrichtung dar. Smith präsentiert uns einmal das Klischee als Running Gag (Der Schwarze sagt natürlich auch hier: „I’m back in a second“), einmal aber wieder als unironische Stolperfalle, welche uns eher die Stirn runzeln lassen. Schade, denn auf diesem Sektor wäre eindeutig mehr drin gewesen. Was ich jedoch nicht ausschließen kann und will, ist die Tatsache, dass ich viele Anleihen und Anspielungen gar nicht erst bemerkt habe.

Dennoch gibt es über SEVERANCE auch durchaus einiges positives zu vermelden. Wie bereits gesagt, der Film macht einfach höllisch Spaß. Bis auf ein paar kleinere Hänger ist der Film lückenlos inszeniert und ist im Flug auch wieder vorbei. Die gut zweiundneunzig Minuten fühlen sich nicht länger an als eine gute Stunde. Genial ist auch der Soundtrack eingesetzt: Vor uns wird geschnetzelt und gehackt, macht man jedoch die Augen zu, findet man sich in einem Kinderfilm wieder. Das ist wieder ein Ansatz der auf die Entstehung von SEVERANCE hindeutet. Christopher Smith’s Prämisse für den Film war unsere heutige TV-Landschaft. Man schaltet den Fernseher ein, ist innerhalb von 10 Sekunden vom Softporno über den Vietnamkrieg zu einem Gruselfilmchen gelangt. In gewisser Weise hat Smith mit SEVERANCE dieses Ziel also erreicht. Teilweise verbindet der Film tatsächlich so viele Elemente das man aus dem Schmunzeln gar nicht mehr raus kommt.

Wer also vor dem schrägen, britischen Humor nicht zurück schreckt und diesen in Verbindung mit ein paar ziemlich blutigen Szenen (Mein Liebling: Wie bekomme ich das jetzt in den Kühlschrank) erleben möchte, ist bei SEVERANCE an der richtigen Adresse. Smith’s zweiter Film kommt optisch hochkarätig daher & weiß mit sympathischen Comedycharakteren zu gefallen. Besonders toll war vor allem Laura Harris (FACULTY, THE CALLING), welche genaustens meinen Nerv traf, wenn es um das Balancieren zwischen Humor und Ernsthaftigkeit ging. Vielleicht nicht ganz so konsequent umgesetzt wie SHAUN OF THE DEAD, aber ein Großteil dessen Fans wird auch mit SEVERANCE etwas anfangen können. Ein wunderbarer Mix aus britischer Abendunterhaltung und Backwoodslasher-Verarsche, mit wahnsinnig tollen Ideen was den schwarzen Humor angeht. 7/10

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