Samstag, Mai 11, 2013

FILM / Evil Dead (2013)














EVIL DEAD / USA / 2013
Wertung: ★★★★★★★☆☆☆

Die Extraportion Skepsis gegenüber dem Remake des Sam Raimi-Klassikers THE EVIL DEAD war berechtigt. Doch Wunder gibt es immer wieder. Erstaunlicher Weise hat Fede Alvarez mit seinem ersten Spielfilm einen durch und durch gelungenen Genrebeitrag angefertigt.

Wer auf eine Kopie vom Vorbild im Sinne von Remakes a la PSYCHO oder FUNNY GAMES gehofft hat, liegt hier absolut falsch. Im Prinzip teilen sich beide Filme nur ein sehr vages Grundgerüst und die fiese Mischung aus Schockmomenten und Splattereinlagen. Schon allein die Ausgangssituation ist eine gänzlich andere: Es ist nicht das lauschige Pärchen-Wochenende, auf das es die Protagonisten im Reboot abgesehen haben: Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, ihre Freundin bzw. Schwester Mia durch den Entzug zu begleiten, nachdem sie beinahe an einer Überdosis gestoben wäre. Dieser kleine aber (sehr) feine Unterschied sorgt stellenweise nicht nur für eine entsprechend bessere Identifikation mit den Figuren (hier holt Alvarenz auch den letzten Tropfen aus der schrumpligen Genre-Zitrone heraus, selbst wenn das natürlich insgesamt auch recht wenig ist), es öffnet dem Zuschauer außerdem eine Kellerluke auf eine komplett neue Subtextebene. Alles was in EVIL DEAD vor sich geht, kann sowohl auf der herkömmlichen Ebene (die des Originals) gedeutet werden, funktioniert aber auch ganz hervorragend als Schreckensgeschichte vom kalten Drogenentzug, den die Hauptfigur durchleidet.

Der Weg zum Finale ist mit vielen gemeinen Schockmomenten gespickt, die zwar meist eher via Paukenschlag entgegen springen, ihre Wirkung aber nicht verfehlen. Und auf der anderen Seite - so liebt man das Vorbild - gibt es Splatter und Gore bis zum Abwinken. Wieder einmal wird versucht auszuloten, was der moderne Horrorfan noch so erträgt. Und hier sind einige Sauereien am Start. Die Gorehounds dürfen sich freuen: Die Spezialeffekte in diesen Szenen sind hervorragend/beängstigend. Darstellerisch bleibt EVIL DEAD bis auf die kesse Hauptdarstellerin (Emma Stone anyone?) eher durchschnittlich. Gerade Lou Taylor Pucci enttäuscht doch sehr, hat man ihn doch schon in so viel größerer Spielwut gesehen. (THUMBSUCKER, CHUMSCRUBBER, THE HORSEMEN)

Was im Detail das Original immer noch abhebt sind die erlesenen Zutaten, die am Ende Haute Cuisine ergeben. Die relativ lahme Geschichte wird von (1981!) unfassbar guten Kameraeinstellungen und Schnittfolgen in Verbindung mit einem astreinen Sounddesign getragen. Und last but not least hat der Film natürlich B R U C E  C A M P B E L L -  Held einer ganzen Generation. Das Remake muss sich aber sicher nicht verstecken. Ein toller Genrefilm. Mindestens so effektiv wie einfach. Ein Filmchen, dass vieles richtig macht. Die Liebe (oder sollte man dank Produzent Sam Raimi lieber sagen "väterliche Fürsorge"?) zum Klassiker ist spürbar und in vielen Momenten auch neckisch vorgeführt oder weitergesponnen. Am Ende kann ich nicht anders - Ich muss den Film mögen. Vielleicht erwartet uns mit CARRIE schon das nächste großartige Genre-Remake!? EVIL DEAD zumindest hat - gemessen an dem was möglich war - mit Bravur bestanden. PS: Sitzen bleiben bis das Licht im Saal angeht!


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