Dienstag, September 13, 2011

FILM // Uncle Boonmee who can recall his past lives (2010)

















Kein Regisseur hat schönere Filmtitel in seinem Repertoire: Angefangen mit dem charmantesten Superhelden-Trashfilm der Filmgeschichte (ADVENTURES OF THE IRON PUSSY), über schwer zu fassende Gedankensammlungen (MYSTERIOUS OBJECT AT NOON, BLISSFULLY YOURS, SYNDROMES AND A CENTURY der leider etwas sehr verwässerte), bis hin zu melancholischen Traumdeutungen in TROPICAL MALADY. An diesen knüpft UNCLE BOONMEE formal an. Es geht um das Sinnieren über den Tod und was war, aber eben auch das was kommen wird. Für den Europäer ungewohnt ist vor allem die buddhistische Sichtweise auf den Tod, die ihn im Gegensatz zu westlichen Religionen oft als Höhepunkt eines Lebens wahrnimmt, bevor dieses in ein neues Dasein mündet. Dies macht UNCLE BOONMEE zu einem äußerst unverkrampften und beinahe trostspendenden Werk, weil der Film sich weniger mit der Trauer und dem Verlust beschäftigt.

Weerasethakul verzichtet in seinem musiklosen Film komplett auf jeden Anflug von Kitsch und Tränendrückerei. Die langen Kamerafahrten und Einstellungen verleihen dem Film zudem eine sehr meditative Grundstimmung. Alles ist sehr ruhig und unaufgeregt - trotz ernster Thematik - es geht schließlich um einen im Sterben liegenden Mann, der sein Leben in den letzten Zügen Revue passieren lässt. Und so geschieht sein Tod am Ende auch fast beiläufig. Eben als Teil einer großen und runden Sache, in der jeder Moment zählt. Sowohl diese Ansicht als auch das Gefühl nimmt man als Zuschauer gerne mit nach Hause, weil UNCLE BOONMEE ein Stück weit mit dem Tod versöhnt. Ein schöner kleiner Film, für Apichatpong Weerasethakul vor allem sehr rund und in sich geschlossen. Ähnliche Gefühlsregungen ereilten mich nur noch bei Arronofski's THE FOUNTAIN, den ich etwas stärker einschätzen würde. Die Erzählweise bleibt aber natürlich auch eine gänzlich andere.

Wertung: 7,5 von 10

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