Donnerstag, Januar 08, 2009

Kino: WENDY AND LUCY



Kelly Reichardt erzählt ihrem neusten Film von einer jungen Frau, Wendy, die mit ihrem Hund Lucy eine Reise nach Kanada antritt, um den schlechten Bedingungen und der hohen Arbeitslosigkeit ihrer Heimat den Rücken zuzukehren und neu anzufangen. Der Trip entpuppt sich dann aber doch als äußerst schwierig, als Wendy beim Ladendiebstahl erwischt wird und darauf hin ihr Hund abhanden kommt.

WENDY AND LUCY ist ein teilweise recht zynischer Abgesang auf den Kapitalismus und jene die in dessen Schatten hausen. In seiner kurzen und knackigen Spielzeit zerstört Reichardt's Film ein Stück weit den amerikanischen Traum des schnellen Aufstiegs und zeigt anhand von Wendy, dass auch denen die am härtesten dafür kämpfen nicht immer der gewünschte Aufstieg gewährt wird. Zu groß klafft die Wunde zwischen Mittelstand und Reich, zu schmal wird die Lücke zwischen dem normalen Arbeiter und der Armut. Dies geschieht in nahezu trostlosen Settings, die bis auf ein gepfiffenes Lied von Wendy, gänzlich ohne musikalische Untermalung auskommt. Einzig und allein der Klang der Güterzüge wird immer wieder als Motiv für das Fernweh genutzt.

Michelle Williams, die über weite Strecken ganz auf sich gestellt ist, meistert diese Situation mit Bravur. In Kelly Reichardt's Film gibt sie die bisher beste Performance ihrer Karriere ab, die stellenweise sogar Gänsehaut verursacht. In diesem tristen Roadmovie, indem sie meist gar kein Auto fährt, besticht sie vor allem durch ihre subtile Gestik und ihre mysteriöse Präsenz. Der Zuschauer erfährt nicht, wie ihr altes Leben war. Im Vordergrund steht - und dies strahlt Williams mit jeder Pore aus - die Sehnsucht nach Veränderung und Neubeginn.

Es gibt sie, diese kleinen perfekten Filme, nach deren Betrachtung man glaubt es müsse so einfach sein einen solchen Film zu schaffen. Nie kommt WENDY AND LUCY ins stocken. Er zieht gänzlich unverkrampft und mit einer enormen Leichtigkeit am Zuschauer vorbei. Fast scheint es, als säße man nicht im Kino, sondern würde diese Geschichte von einem Freund erzählt bekommen, was das Filmerlebnis noch intensiviert. Beide Daumen hoch. 9/10

11 Kommentare:

spidy hat gesagt…

Wer hätte gedacht, dass gerade Michelle Williams die einzige aus Dawson's Creek ist aus der was geworden ist, wo doch allen anderen mehr potenzial zugesprochen wurde und alle sind mehr oder weniger in der Versenkung verschwunden. Wendy and Lucy wird spätestens nächste Woche angesehen.

Lost in Imagination hat gesagt…

ich glaube das WENDY UND LUCY total dein Ding ist. Viel Spaß!

spidy hat gesagt…

Wenn W&L nicht mein Ding ist, dann weiß ich jetzt wen ich dann zur Rechenschaft ziehen kann! :-))))

Rajko Burchardt hat gesagt…

Guck ihn auch in Kürze, freu' mich sehr drauf.

Auch wenn unsere Meinungen grad echt arg auseinandergehen, zB beim neuen Fincher. ;)

Lost in Imagination hat gesagt…

Fandest du den Fincher etwa scheiße? Neee, oder?

Und wo gehen die Meinungen noch auseinander? Vielleicht solltest du dir WENDY AND LUCY dann doch nicht ansehen. Arthouse at its best. ;-)

Rajko Burchardt hat gesagt…

Wenn da nicht David Fincher gestanden hätte ... ich hätte echt gemeint einen Ron Howard-Film gesehen zu haben...

Lost in Imagination hat gesagt…

Das dachte ich ja auch, aber als er dann die Kurve bekam, konnte es keiner mehr sein. :-)

Marcus kleine Filmseite hat gesagt…

klingt spannend, ist notiert timo!

Anonym hat gesagt…

Hallo :-),
wo kann man den Film denn sehen?

Lost in Imagination hat gesagt…

momentan nur im Ausland, hoffe aber das DE auch bald einen Starttermin bekommt.

Anonym hat gesagt…

Schade... also noch warten. Vielen Dank! Teresa