Freitag, Dezember 07, 2007

Premiere: FAHR DOCH!


Ein Film von Carlo Krauss. Mit dieser Tagline wird das Projekt, welches am 01. Dezember in Frankfurt am Main Premiere feierte untertitelt. Zwischen all den Nerds, die alle samt ein Vielfaches mehr Ahnung von der Materie haben, saß ich schließlich und versuche den Film jetzt einfach mal als das zu sehen, womit er beworben wird. Genau hier muss Herr Krauss natürlich Kritik über sich ergehen lassen, lässt FAHR DOCH! schließlich vor allem filmische Mittel vermissen. Viel eher erinnert das Alles an eine - wenn auch ungemein besser gefilmte - Variante der Post-JackAss Aufnahmen. Gerade ein Vergleich zum Film ASPHALTLIEBE lässt die Schwachstellen deutlich werden: Wehrend ASPHALTLIEBE die perfekte Symbiose aus Frankfurt und dessen Skateboardkultur darstellt, verweist FAHR DOCH lediglich mit ein paar eingesprenkelten Stadtzitaten im Postkartenformat auf die Referenz der Metropole. Noch präziser: FAHR DOCH! hätte auch in Wanne-Eikel gedreht werden können, ASPHALTLIEBE atmet Mainluft.

Schade, auch weil Krauss eine wirklich großartige Crew am Start hat. Die Tricks sind überdurchschnittlich gut. Die Kamerafahrten sind unwahrscheinlich ruhig und selbstsicher angelegt. Sie wirken professionell aber gediegen, was für einen solchen Film natürlich äußerst wichtig ist. Die Verteilung der Höhepunkte fällt hingegen unvorteilhafter aus: FAHR DOCH! legt einen fulminanten Start hin, rockt die Show und rauscht davon. Dies führt allerdings auch dazu, dass der Film in der Mitte einen Hänger bekommt. Es wiederholt sich vieles nur noch (aus der Sicht eines Rookies) und auch längenmäßig hätte man das Ganze vielleicht etwas runter kürzen können. Da es keine filmische Rahmenhandlung gibt, liegt der Fokus natürlich auf den Tricks selbst. Vielleicht hätte es dem Film auch einfach gut getan, einen weniger glatten Aufbau zu wählen. Krauss reiht seine Charaktere hintereinander auf wie eine Perlenkette ihre Glieder. Das wirkt oft statisch und steif. Der Versuch den Darstellern durch kurze Teaser mehr Raum für Persönlichkeit zu geben, geht deshalt auch nicht ohne weiteres auf. (Wobei einzelne Cameos natürlich schon ihre Daseinsberechtigung haben.)

Die Musikauswahl hat mir gut gefallen, wenn gleich auch dieser Punkt wenig mit Frankfurt zu tun hat. Sie passt eher an eine kalifornische Strandpromenade als in die Anonymität des grauen Main-Molochs. Und das Alles hört sich im Endeffekt wahrscheinlich wieder schlimmer an als es ist. Denn beispielsweise die grobe Fahrlässigkeit beim schneiden lässt schließlich auch auf Carlo Krauss' Liebe zum Skate-Medium schließen und macht FAHR DOCH! gleich ein Stück sympathischer. Nein, FAHR DOCH! ist bei Leibe kein schlechtes Skatevideo. Aber ein gelungener Film meiner Meinung nach auch nicht. Und daran muss man ihn schließlich messen, wenn er sich selbst so betitelt.

5/10

13 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mr. vengence, sie haben hart geurteilt. Aber (fast) immer mit schlüssiger Begründung. Erfrischend finde ich den Nerd vergleich auf der COOLJOE Ebene. Das tut der Skateszene gut und wird möglicherweise nicht ohne Folgen bleiben...weil...kein Nerd möchte einer sein ;-) Eine Freude.
Der vergleich zu Asphaltliebe wurde an diesem Abend wohl des öfteren gezogen, natürlich unter vorgehaltener Hand, aber ein Vergleich liegt nahe und freut mich, weil so auch diese Arbeit wieder entdeckt und Beachtung finden kann ;-) ...und genau das will jemand, der Veröffentlicht...in diesem Fall...die HWC.

good times.

Lost in Imagination hat gesagt…

Danke eight!

Ja, der "Film" bietet natürlich viel Angriffsfläche. Aber es gab dennoch tolle Sachen zu bestaunen so sit es nicht. ASPHALTLIEBE wird später eher mal ein nachschlagewerk sein, auch von künstlerischen Belangen her. FAHR DOCH wirkt hingegen eher wie ein Fanfilm, von jemandem der sich mit dem Medium Film nicht wirklich auseinandergesetzt hat. Was ja auch in Ordnung ist. Keine Frage.

Anonym hat gesagt…

Solche Sport-Filme als "Nicht-Insider" anzuschauen finde ich ja auch immer spannend. Hatte ich zuletzt mit einem Ski&Snowboard-Film.
Über "Fahr Doch" werde ich wohl eher... nie stolpern...

Übrigens, keine Ahnung ob Du meinen Blog ab und an mal besuchst, aber ich hab einen Eintrag extra nur für Dich geschrieben. ;-)

Lost in Imagination hat gesagt…

aber aber hanni, seit PUSHING DAISIES bei mir so eingeschlagen hat schaue ich immer mal wieder vorbei. Habs natürlich gleich bemerkt:-)

Anonym hat gesagt…

...im Duden ??? :-)

Rajko Burchardt hat gesagt…

Timo goes Provinzkino. Ick find's jut. ;)

Anonym hat gesagt…

wer hat denn gesagt das es ein reines FFM video werden soll??? dann haette man es auch asphaltliebe 2 nenne koennen!

Anonym hat gesagt…

und post-Jack-ass-aufnahmen???

ich bitte dich!!!

Anonym hat gesagt…

mhhhh...der eine und sein review.asphaltliebe-andere zeit, andere fahrer, andere filmer, straightes FFM video.
fahrdoch-ein mix aus allem,carlos erstes video.

meine wertung.

asphaltliebe...atmosphäre 9/10
skaten 7/10
music 6/10

fahrdoch.......atmosphäre 6/10
skaten 8/10
music 5/10

asphaltliebe gefällt mir auf jeden fall besser vom style her. das liegt aber auch daran, dass sich die damaligen filmer schon länger in dem genre film bewegen.

das mit den jackass vergleich find ich auch etwas lächerlich...

Lost in Imagination hat gesagt…

na, dann sehen wir das doch sehr ähnlich.

Und ich möchte noch einmal erwähnen, das ich FAHR DOCH! nie mit JACK ASS verglichen habe. Lediglich die Aufnahmen, also die Art der Visualisierung, haben mich an jene aus der Stevo-Crew erinnert. Beide Filme gleichsetzen, das würde ich dem Herrn Krauss nie antun.

Anonym hat gesagt…

hab mir nochma asphalt liebe angeschaut.

also di music ist nicht 6/10 sondern 8/10...

welcher part ist in fahrdoch deiner meinung nach der beste bzw. was ist deine top 5 wertung?

Lost in Imagination hat gesagt…

also rein vom fahren gab es da echt viele Momente die ich toll fand. könnte jetzt gar keinen speziellen benennen. Du?

Anonym hat gesagt…

nochmal nen kleinen nachtrag... habe im spätsommer 07 den macher des videos kennengelernt und dieses nun gesehen... der gute mann schien sehr überzeugt von seinem werk zu sein und priesels als eine art "next big thing" an... nun da ich es gesehen habe, bin ich ein wenig skeptisch, in wie weit diese aussage zutrifft. das video wirkt, als wenn hr. krauss sich viel mehr mit videoschnitt, soundmix und compositing etc hätte beschäftigen müssen und bei vielen dingen, wie z.B. slomos und wiederholungen, aber auch der musikauswahl fiel mir immer nur (leicht abwertend) ein, das es mal wieder ein typisch deutsches video sei. natürlich gibt es einige ausnahmen, jedoch würde ich das ganze eher als ein sehr gutes homie-video definieren, anstatt es mehr oder weniger groß zu vermarkten... ev ist carlo letzten endes an dem druck gescheitert, den er sich selber mit dem video und der deadline (abspann und die edlen tricks in diesem) gemacht hat.
meiner meinung nach hat der mann aber auf jeden fall großes potential und vor allem den willen filmen und skaten zu gehen. und das ist lobenswert. ich denke, dass er, wenn er sich mehr zeit gelassen hätte, ein video hätte machen können, welches mit z.B. Panorama oder Auf Achse locker konkurieren könnte. also fleissig weiter after-effects-tutorials büffeln und weiter filmen und dann sehen wir das nächste mal nen geiles video mit voll ausgeschöpftem potential. ein relativ guter anfang dafür ist, trotz aller kritik, gemacht!!!