Mittwoch, Dezember 19, 2007

Kino: CASHBACK


”Once upon a time, I wanted to know what love was. Love is there if you want it to be. You just have to see that it's wrapped in beauty and hidden away in between the seconds of your life. If you don't stop for a minute, you might miss it.”

Jede Beziehung ist anders. Jede Beziehung ist gleich. Jedenfalls fangen die meisten von ihnen irgendwo an und hören irgendwo auf. Bei Ben Willis (gespielt von Sean Biggerstaff, HARRY POTTER’s Oliver Woods) ist dies nicht anders. Seine Freundin macht ihm eine riesige Szene und beendet die eineinhalbjährige Beziehung, als Ben ihr seine Zweifel gesteht, er könne sie nicht glücklich machen. Und so muss er versuchen über diese Partnerschaft hinwegzukommen. Dabei geht er durch das übliche Fegefeuer, bestehend aus Trauer, Ausweglosigkeit, fehlenden Perspektiven und einer stetig langsamer tickenden Uhr. Mit diesen „Extra-Stunden“, die ihm jeder Tag aufs Neue beschert, fängt der verletzte Twen einen Job in einer Supermarktkette an. Irgendwie müssen sich die leeren Stunden, mit denen er sich herumschlägt ja auszahlen. CASHBACK eben.

Werbefotograf Sean Ellis, der für CASHBACK auch das Drehbuch schrieb, legt ein beachtliches Spielfilmdebüt hin. Optisch ist diese kleine Trickkiste sowieso über jeden Zweifel erhaben: Ein superber Schnitt, hyper-ästhetische Kamerafahrten, wundervolle visuelle Spielereien. In CASHBACK wird jedes Register gezogen um den Zuschauern eine recht arttypische Geschichte zeitgenössisch zu erzählen. Noch beachtlicher ist jedoch, dass sich der Film nie im visuellen Gesabbel verliert, wie es beispielsweise bei Gondry’s Kindergartenposse SCIENCE OF SLEEP der Fall war.

Ein weiterer wichtiger Punkt, warum CASHBACK so anders ist als seine mit schwimmenden Konsorten, ist dass die zentrale Hauptfigur so greifbar erscheint. Jedenfalls war dies in meinem Fall so, weil ich mich gut mit ihr identifizieren konnte. Der Schmerz der Trennung, das Dahinvegetieren, die erste Euphorie einer neuen Bekanntschaft, die Schmetterlinge. Das alles sind Dinge für die CASHBACK steht. Aber eben nicht nur. Denn zentral ließt sich der Film viel eher wie eine erstaunlich ernsthafte Parabel auf das Leben und die damit verbundene Zeit. Es geht darum zu lernen, einzelne Momente zu verinnerlichen. Sich mit den Freuden des Verborgenen auseinanderzusetzen bevor das Leben und seine Dauer an einem vorbei zieht. Es geht darum ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass nur die wenigsten Beziehungen unter dem Deckmantel der „Ewigen Liebe“ funktionieren und dies durchhalten. Nichts ist für immer. Jene im Hier und Jetzt, die sich täglich aufs Neue definieren lassen, sind es für die es sich zu lieben lohnt. Spätestens in einer unheimlich intensiven Szene, in der Ben erkennt das man Momente verlangsamen oder anhalten, nicht aber wiederholen kann, unterlag ich dem spielerischen Charme des Films bedingungslos.

An einigen Stellen, beispielsweise dem Fußballspiel, merkt man dann aber doch das CASHBACK ursprünglich als Kurzfilm (dafür übrigens den Oscar 2004) gedacht war. Die eine oder andere Szene sprengt ein wenig den sorgfältig durch feinsten Humor und tolle Einfälle aufgebauten Mood des Streifens. Deshalb ist es bedauerlich, dass die wahnsinnig charmante wie interessante Hauptfigur Sharon stattdessen nicht mehr Raum bekommen hat. Ihre Rolle ist eigentlich doch zu schade um sie am Ende eher unbekannt zu entlassen.

Doch das sind Kleinigkeiten in einem Film, dessen Soundtrack fast auf GARDEN STATE Niveau spielt und dessen bezaubernde, unverbrauchte Darsteller eine echte Wohltat bedeuten. Ich hoffe in der Tat, dass dieser Film als Motor für jene fungiert, die glauben man könne mit niedrigem Budget nichts reißen. In CASHBACK geht es um Zeit. Es geht um Sekunden. Und natürlich auch um Liebe. Ein wundervoller Mix der mit so mancher Überraschung aufwartet.

8/10

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

...nur die wenigsten Beziehungen unter dem Deckmantel der „Ewigen Liebe“ funktionieren und dies durchhalten.

Ich hatte bei dem Film ein offenes Ende in Erinnerung. Die Faszination die sich in den Bildern des Hauptdarstellers auch nach der Trennung zeigt, gab mir das Gefühl, dass er sie zumindest in seinem Herz weiterträgt... dann wohl eine einseitige Beziehung. Schwärmen.

Ich wünsch es den beiden. Und mir als Zuschauer :-)

...und der Weihnachtszeit entsprechent,mit dem Gefühl :

And sit together, now and forever
For it is plain as anyone can see
We're simply meant to be


nur sitzen sollen sie nicht. Tanzen. Marcello. Tanzen :-)

Lost in Imagination hat gesagt…

Ich tanz, so wie man es früher getan hat;-)

Du hast natürlich recht mit dem was du sagst. Für mich ist die "ewige Liebe" auch nichts schlimmes, sondern NATÜRLICH etwas wunderbares, wenn sie es denn gibt. Aber durch das, was man erlebt hat, durch die Erfahrungen die man gesammelt hat, weiß man auch wie schnell sich gekreuzte Wege wieder trennen. So ist das Leben: Ein kommen und Gehen, nur die Zeitabstände sind unterschiedlich. Ich sehe das so: Man sollte schon im Hinterkopf haben das alles vielleicht einmal endet. Falls nicht - UMSO SCHÖNER :-)

Lost in Imagination hat gesagt…

ich hab da im moment ein sehr gutes gefühl -)