Dienstag, August 07, 2007

Kino & FFF: THE BOTHERSOME MAN


Official Selection Fantasy Filmfest 2007

Fühlt sich an wie Michel Gondry auf Acid. Jens Lien kreiert dem Zuschauer ein Märchen für Erwachsene, in dem es darum geht was Habgier und ständige Unzufriedenheit mit uns anstellen, schlussendlich sogar wo diese uns hinführen. Die depressive Hauptfigur Andreas nimmt sich das Leben und landet in einer Art Zwischenhölle. Eine surreale Welt im IKEA-Verve, in der jeder Mensch glücklich ist. Trond Fausa Aurvaag verkörpert diesen Menschen unglaublich toll und sprüht nur so vor Charme und sympathischer Art.

THE BOTHERSOME MAN besitzt einen ganz eigenen Flair. Man durchschreitet diese Welt als wäre man auf Gras. Alles ist leicht, unbeschwert und liebenswert. Fast ist man soweit diese Personen für den Manufacted-Life-Kosmos zu beneiden. Doch der Film wäre nur halb so stark, wenn er es bei diesen Gefühlen belassen würde. Schnell macht sich im Zuschauer, aber auch in der Hauptfigur, eine starke Sehnsucht breit: Das Verlangen nach Makeln, die wir in unserem Alltag zu lieben gelernt haben, aber auch nach den kleinen Dingen im Leben, die selbiges erst lebenswert machen. Deswegen dauerte es nicht lang, da hatte mich der Film. Ich versank im Strudel aus Heimweh, wollte mit Andreas gegen diese genormte Plastikwelt ankämpfen.

Jens Lien’s Film zeigt auf unbeschwerte, unverkrampfte und fast schon spielerische Art, dass nicht immer alles schöner, größer und besser sein muss. Wenn wir uns im Steigerungswahn verlieren, bleibt meist keine Zeit mehr unser Leben auszukosten und die limitierte Zeit zu genießen. Schnell stehen wir am Ende der Lebenslinie und nichts kann deprimierender sein als danach zu suchen, womit wir unsere gesamte Zeit verbracht haben. Irgendwann sind wir am Boden der eigenen Möglichkeiten angekommen. Genau wie Andreas. Er hat die letzte Chance verspielt, muss nun die bittere Pille schlucken. Mit dem Bus macht er sich auf in Richtung Nirgendwo. Endstation. Das ist hart - aber konsequent. Und da soll noch einmal jemand sagen, dass THE BOTHERSOME MAN nichts zu erzählen hätte. Er erzählt nicht nur eine Geschichte, er philosophiert sogar darüber. Wenn man Filme schätzt, die sich wahrhaftig mit dem Leben auseinandersetzen, ist man bei BOTHERSOME MAN gut aufgehoben.

9/10

4 Kommentare:

Flo Lieb hat gesagt…

War meine 1. Wahl aber lief nur einmal und an dem Tag musste ich auf eine Exkursion :(

Hast du dir eigentlich eine Dauerkarte fürs FFF besorgt? Oder bezahlst du jeden Film einzeln?

Lost in Imagination hat gesagt…

da ich auf 2 Festivals rungehüpft bin, waren Einzelkarten lohnender. Die Perlen habe ich mir aber für Frankfurt aufgehoben wie man sieht :-)))

Flo Lieb hat gesagt…

Beneidenswert dass du so viel vom FFF sehen kanns/darfst. Dann empfehle ich dir mein Highlight (falls es in Frankfurt noch läuft): The Girl Who Leapt Throught Time.

Lost in Imagination hat gesagt…

war zwar toll und alles, habe mir aber wahrscheinlich ein wenig viel vorgenommen. nächstes jahr wird wieder kürzer getreten. bin sowas von übermüdet.. und auf kino hab ich dann auch erst einmal keine lust :-)

Zu THE GIRL WHO LEAPT THROUGH TIME kommt noch was ;-)