Dienstag, August 22, 2006

DVD: MUNICH


Lange hatte ich es vor mir her geschoben, nun habe ich mir endlich Steven Spielbergs MUNICH angesehen. Was soll ich sagen? Schon nach 30 Minuten wird dem Zuschauer klar worauf Mr. Spielberg hier hinaus will: Wer Angst säht, erntet Hass. Wozu sich also durch trockene 3 Stunden kämpfen? Nach WAR OF THE WORLDS nun das Terroristendrama, ohne jedoch die erhoffte Relevanz.

Und dabei fängt alles so toll an: In ein paar Szenen hatte ich wirklich den Eindruck sie würden zu dem Besten gehören, was ich dieses Jahr im Bereich Filme sah. Spielberg schwelgt in nostalgischem Ambiente, erstaunt mit wunderschönen Kamerafahrten und einer sehr starken Bildkomposition. Wunderbar z.B. die Szene in der sich Milch und Blut vermischen oder jene in der das Attentäterkind Klavier spielt. Überhaupt hatte ich bis zu einem gewissen Punkt im Mittelteil nur wenig zu meckern, sieht man mal von der frigiden Sexszene und den unlustigen Auflockerungsversuchen von Seiten des Drehbuchs ab. Die großen Störfaktoren manifestieren sich ernst in der besagten zweiten Hälfte. Spielberg ist so erpicht darauf jeden Zuschauer mit seiner Gewaltspirale zu belehren, dass er nicht merkt wie sich sein Film schließlich darin verliert. Weil MUNICH über wenig bis gar keinen Spannungsbogen verfügt, müssen wir uns damit begnügen die Terrorcheckliste herunter zu töten. Ein Attentäter wird auf gesucht – man platziert eine Bombe – er stirbt. Standortwechsel – neuer Attentäter wird aufgesucht. Ja, mit jedem Mord wird der „Protagonist“ kaltblütiger aber auch verstörter. Das Ganze aber nun Szene für Szene erneut aufzubereiten bringt uns nicht weiter. Schlimmer noch, erst Recht angesichts des wichtigen Themas, es wird mit der Zeit langweilig.

Selbst die Motivationen für eine solche Aktion bleiben eher fragwürdig. Spielberg liefert uns zwar die typischen Beweggründe auf dem Silbertablett, doch alleine durch diese ist es schwer die beiden Seiten der Medaille zu verstehen. Was bewegt einen werdenden Familienvater dazu so mir nichts dir nichts zum Auftragskiller zu mutieren, ohne die Situation auch nur einmal ernsthaft (!!!) zu hinterfragen?

Ich fühlte mich stark zurück erinnert an Winterbottoms ROAD TO GUANTANAMO, der ebenso ehrenhafte Ziele verfolgt, für deren Umsetzung aber auf manipulative Taschenspielertricks zurück greifen muss. Spielberg versucht das beispielsweise nicht über das Schauspiel des zugegeben stabilen Hauptdarstellers, sondern über visuelle Holzhämmer wie das Telefongespräch mit seiner Tochter oder den Szenen mit seiner Frau. Ja, er liebt seine Familie - schon verstanden. Leider auf diese Weise nur wenig glaubhaft. Etwas ärgerlich wurde es für mich dann schließlich erst gegen Ende, Als Aveners psychosomatischer Druck und die tiefen psychischen Narben aufs Unerträgliche ausgedehnt wurden und die eigentlich recht sinnvolle Gewaltspirale sich irgendwo im Nichts verläuft. Die ständigen Erinnerungen daran, wie schrecklich sinnlos der Krieg auf beiden Seiten ist, war mir und vielen schon vor MUNICH bekannt. Wieso also einen Film darüber drehen, ohne neue Aspekte geltend zu machen oder andere Meinungen mit einfließen zu lassen? Ich denke da liegt der Unterschied, ob man beide Seiten aufzeigt und schließlich beweißt dass keine der beiden Einstellungen die Richtige ist oder ob man einfach nichts neues zu erzählen hat und deswegen den bekannten Weg einschlägt, wie zahlreiche andere filmische Vorbilder dies bereits (besser) taten. Auge um Auge, Zahn um Zahn.

Doch wie bereits geschrieben: Ein schlechter Film ist MUNICH sicherlich nicht. Aber ein sehr ärgerlicher, betrachtet man mal sein unausgeschöpftes Potential. Steven Spielberg bietet filmisch grandiose Einzelszenen und einen gut aufgelegten Eric Bana als Hauptdarsteller. Er schafft eine perfekte Reproduktion der 70er Jahre und bietet genug diskutierbaren Stoff. Nur an dem, was er uns eigentlich mit nach Hause geben will, nachdem er wieder einmal kein Ende finden konnte (die letzte Stunde war für mich mit Ausnahme weniger Momente überflüssig), schießt Spielberg meilenweit vorbei. 5/10

2 Kommentare:

Rajko Burchardt hat gesagt…

Puh, also eigentlich hast du nicht Unrecht, deine Zeilen decken sich weitestgehend mit dem allgemeinen Kritikerkonsens.

Ja, ich gebe zu, dass Spielberg am Thema vorbeierzählt, insofern zumindest, als er naive Antworten auf hochkomplexe Fragen gibt. Warum mich dieser Film doch so umgehauen hat, liegt an meinem Faible für genau diese letztlich eindimensionale, versuchte Art, wie er all seine Filme inszeniert. Wenn ich ins Kino gehe, dann will ich von Spielberg genau das - humanistische, hoffnungslos naive Floskeln. Vielleicht kann man dann für 2 1/2 Stunden vergessen, wie anders die Weltlage doch eigentlich ist.?!

Lost in Imagination hat gesagt…

schön gesagt. verstanden. akzeptiert. ;-)