Montag, August 28, 2006

DVD: THE CONSTANT GARDENER


Klar, schicke Optik, nettes Katz und Mausspiel. Doch weder der Plot noch die Schauspielerischen Leistungen hauen mich von den Socken.

Schwierig. da ich Fiennes und Weisz ihre unendliche Liebe nicht wirklich abgenommen habe, bildet sich hier eine klaffende Wunde. Da der Plot ohnehin sehr dünnhäutig gestrickt ist, sind es erst einmal die Bilder in die ich mich verliebt habe. Denn optisch hat der Gärtner einiges zu bieten. Wie bereits gesagt, die Verschwörungsgeschichte erntet bei mir nur ein leises Achselzucken, sah ich das Ganze doch schon mindestens ein Dutzend Mal irgendwo anders. Die Afrikathematik - schön und gut, besitzt diese zumindest ein paar Momente mit Gänsehautambitionen. Denke da nur mal an die Szene im Flugzeug mit dem kleinen Mädchen. Aber auch hier wieder ein bitterer Beigeschmack: Abermals muss ich in feuchte Kinderaugen schauen, die verlassen zum melancholischen Orchester in der Wüste stehen. Das ist ganz schrecklich, na klar. Aber gleichzeitig nervt es mich zu Tode. Muss man denn immer gleich einen "Brot für die Welt-Spot" daraus machen? ich denke nein. Wo hat der Gärtner seine Stärken? In den wenigen Momenten, in denen es dem Film darum geht die westliche Welt an den bitteren Kreislauf der 3. Welt heran zu führen. Hier verschmelzt THE CONSTANT GARDENER für einen kurzen Augenblick mit einer sehr interessanten Dokumentation über eben einen uns völlig unbekannten Rhythmus. Doch das war’s. Ralph Fiennes gefällt mir einfach nicht in dieser Art von Rolle. Hab ihn da lieber in solchen wie dem CHUMSCRUBBER oder ähnlichem. Weisz schafft es auch mit weniger Schminke nicht irgendwelche Emotionen bei mir abzurufen. Und ohne diese, fällt nun einmal der gesamte Beziehungsteil des Filmes weg. Bin doch arg enttäuscht, wenn ich die Ansätze auch erkennen kann. Die eigene Ökonomie des Films stimmt in meinen Augen einfach vorn und hinten nicht. Die Prioritäten hätte man anders verteilen sollen. Finde ich eigentlich schade, hatte das Potential zu einem Liebling zu werden. 4-5/10

DVD: THE NEW WORLD


"No, all is perfect, let me be lost."

Terrence Malick’s Epos ist fast schon zu eindrucksstark und energetisch als das man ihn ertragen könnte. Nie zuvor musste ich wehrend eines Filmes pausieren weil ich den Eindruck hatte, die Eindrücke nicht mehr schnell genug verarbeiten zu können um die nächsten aufzunehmen. Wie ein Fiebertraum schleicht THE NEW WORLD am Zuschauer vorbei, wirkt eine ein Traum an den wir uns erinnern. Wie bei einer Oper, die erst langsam beginnt, danach stetig lauter, höher und kraftvoller wird, verläuft auch dieser Film. Malick hat ein audiovisuelles Meisterwerk geschaffen, mit dem er ganz grundlegende Dinge wieder in unser Bewusstsein pustet. „The New World“, das ist nicht etwa America für die Briten, auch nicht Britannien für die Indianer-Prinzessin. Diese Welt von der Malick erzählt liegt in unserem Herzen und ermöglicht es uns, die eigene Welt jeden Tag neu zu entdecken. Dabei atmet und konserviert er die Schönheit des Alltäglichen die uns umgibt, lässt uns Zuschauer daran teilhaben. Jede Einstellung schlägt einzigartig zu Buche, sei es ein fallendes Blatt, ein perfekt in Szene gesetzter Blitz oder das rauschende Wasser. Malick besitzt die Fähigkeit „wahre Schönheit“ zu transportieren. Das gibt THE NEW WORLD nicht nur eine ganz eigene Note und macht ihn zu einem meditativen Nonplusultra. Als leidenschaftlicher Kim Ki-Duk Fan könnte man fast sagen: Kim’s FRÜHLING SOMMER HERBST WINTER UND FRÜHLING ist der Weg, Malicks THE NEW WORLD das Ziel. Eine Ode an die Natur, diese perfekte Symbiose aus Bild und Klang.

Selbst darstellerisch kann man Malick nur auf die Schulter klopfen. Colin Farrell arbeitet unwahrscheinlich viel mit seinen ausdrucksstarken Augen, stellt die innere Zerrissenheit der jungen Liebe wunderbar da. Die erwachsene Liebe in Form von Christian Bale ist ebenfalls erstklassig dargeboten worden. Doch wenn es jemanden zu loben gibt, dann vor allem die überaus talentierte Halbschweizerin Q'Orianka Kilcher, welche mit zarten fünfzehn Jahren schon ausdrucksstarker anmutet als das Who-Is-Who der Hollywoodelite. Ganz groß!

Es gibt ihn also doch, den Film für echte Romantiker. Denn egal wessen Nerv Malick mit seiner Komposition trifft, sie werden ihm alle zu Füßen liegen. THE NEW WORLD könnte man als einen der perfektesten (!) Filme bezeichnen, die ich je gesehen habe. Mir fehlen einfach immer noch die Worte. 10/10

Freitag, August 25, 2006

Kino: MIAMI VICE


Die vielen verschiedenen Meinungen zu Michael Manns neuem Film ließen wahrlich Platz für Spekulationen. Und so freute ich mich mehr oder weniger auf eine schick aufgelegte Trashplatte, inmitten des nächtlichen Miamis. What you deserve is what you get. Deswegen wurde ich in Bezug auf meine Traumvorstellung eines Vice-Klons auch eher enttäuscht, was nätürlich nicht ausschließt das mir der Film am Ende sehr wohl zusgte. Nicht weil MIAMI VICE der straighteste Shooter, der härteste Copthriller oder die lustigste Serienpersiflage der letzten Jahre verkörpert(ich meine ein stückweit sind sie alle vertreten) Michael Mann hat hier schon etwas Einzigartiges geschaffen. Sein neuster Film gehört für mich zu den skurrilsten Seherlebnissen meiner bisherigen filmischen Laufbahn.

Dabei bleibt MIAMI VICE alles andere als ein perfekter Film. Hier und da gibt es Knackpunke die sich der Film vorwerfen lassen muss: Er ist vielleicht einen Tick zu lang, besitzt die ein oder andere fragliche Szene in der die Dialoge extra platt daher kommen oder ungewohnt schwülstig. Nichts desto trotz, ich mochte ihn. Sehr sogar. Je mehr ich drüber nachdenke, desto mehr steigt er in meiner Gunst. Nicht nur das Michael Mann den Kern der Serie aufgreift, ihn neu modelliert, ihn schleift, bis er sich schließlich ins Bild der heutigen Welt einfügt, Nein er schafft seine eigene Bühnenshow. Von den damaligen Klischees sind nur wenige übrig geblieben. Kein Krokodil, keine umgekrempelten Leinensakkos mehr. Unsere zwei „Helden“ leben im durchgestylten, eiskalten Nachtleben Miamis. Die Zeit der kleinen Fische ist vorüber: Die Ganoven dealen in keinem Hinterhof sonder agieren weltweit. Der Zuschauer hat nicht mehr das Gefühl stets in Sicherheit zu sein, sonder wird durch das außerordentliche Kameraspiel in den Film gezogen. Alles wirkt hyperrealistisch und authentisch, die Bedrohung ist um ein vielfaches spürbarer als noch in den sonnigen Zeiten von damals, als Sex und Fun dominierten. Wir sind live dabei, klinken an einem beliebigen Punkt im Leben der beiden Cops ein, werden genauso aber auch am Ende einfach wieder fallengelassen.

Das größte an MIAMI VICE ist aber dabei zuzusehen, wie Mann die Stimmungen abermals umreißt. Eben noch fiebern wir einer wilden, schmutzigen Schießerei nach, schon stehen wir auf einem Hochhaus und bekommen das Lichtermeer des Molochs geboten. Wie eine Achterbahnfahrt mit ihren Höhen und Tiefen sausen wir durch die Kulissen, werden ausgebremst und kontrolliert, ganz nach Mann’s Belieben. Er kommt uns zu Beginn mit Szenen in denen es hölzerne Dialoge zwischen den Protagonisten hagelt, als wüsste er welchen Esprit er später damit freisetzt. Nicht nur das er spätestens mit der Sexszenen zwischen Colin Farrel und Gong Li die Ernsthaftigkeit zurück gewinnt, die er am Anfang doch mit jeder Menge Selbstironie dahin ziehen lässt, er schafft es am Ende sogar den Zuschauer emotional zu involvieren: Da steht der weinende Gewinner, den Pokal in der einen Hand, sein gebrochenes Herz in der anderen.

Was bleibt von MIAMI VICE? Überraschend viel. Sowohl Colin Farrell (Sonny Crockett), als auch Jamie Foxx (Ricardo Tubbs) wissen zu gefallen. Wenn ich ehrlich bin fällt mir jetzt auch keiner ein, der es hätte besser machen können. Die Kamera von Dion Bebee ist meisterlich. Und das sage ich, obwohl mir COLLATERAL immer noch fremd ist. Durch sie entsteht eine wunderschöne, staubige Atmosphäre, die immer so nah am Gezeigten ist das wir den Dreck schmecken können. Die Shootouts sind atemberaubend. Ich muss zugeben, dass sie sogar die besten waren, die ich bisher im Kino sah. Was bleibt noch? Die tränenden Augen der Gong Li. Der Soundtrack. Die Nostalgie der Gegenwart. Ich habe gar keine Lust den Film zu großartig zu bewerten. MIAMI VICE ist einfach eines: Ganz großes Kino. Da verzeihe ich so manche Schwachstelle die man dem Film sicherlich nicht absprechen kann. ?/10

Dienstag, August 22, 2006

DVD: MUNICH


Lange hatte ich es vor mir her geschoben, nun habe ich mir endlich Steven Spielbergs MUNICH angesehen. Was soll ich sagen? Schon nach 30 Minuten wird dem Zuschauer klar worauf Mr. Spielberg hier hinaus will: Wer Angst säht, erntet Hass. Wozu sich also durch trockene 3 Stunden kämpfen? Nach WAR OF THE WORLDS nun das Terroristendrama, ohne jedoch die erhoffte Relevanz.

Und dabei fängt alles so toll an: In ein paar Szenen hatte ich wirklich den Eindruck sie würden zu dem Besten gehören, was ich dieses Jahr im Bereich Filme sah. Spielberg schwelgt in nostalgischem Ambiente, erstaunt mit wunderschönen Kamerafahrten und einer sehr starken Bildkomposition. Wunderbar z.B. die Szene in der sich Milch und Blut vermischen oder jene in der das Attentäterkind Klavier spielt. Überhaupt hatte ich bis zu einem gewissen Punkt im Mittelteil nur wenig zu meckern, sieht man mal von der frigiden Sexszene und den unlustigen Auflockerungsversuchen von Seiten des Drehbuchs ab. Die großen Störfaktoren manifestieren sich ernst in der besagten zweiten Hälfte. Spielberg ist so erpicht darauf jeden Zuschauer mit seiner Gewaltspirale zu belehren, dass er nicht merkt wie sich sein Film schließlich darin verliert. Weil MUNICH über wenig bis gar keinen Spannungsbogen verfügt, müssen wir uns damit begnügen die Terrorcheckliste herunter zu töten. Ein Attentäter wird auf gesucht – man platziert eine Bombe – er stirbt. Standortwechsel – neuer Attentäter wird aufgesucht. Ja, mit jedem Mord wird der „Protagonist“ kaltblütiger aber auch verstörter. Das Ganze aber nun Szene für Szene erneut aufzubereiten bringt uns nicht weiter. Schlimmer noch, erst Recht angesichts des wichtigen Themas, es wird mit der Zeit langweilig.

Selbst die Motivationen für eine solche Aktion bleiben eher fragwürdig. Spielberg liefert uns zwar die typischen Beweggründe auf dem Silbertablett, doch alleine durch diese ist es schwer die beiden Seiten der Medaille zu verstehen. Was bewegt einen werdenden Familienvater dazu so mir nichts dir nichts zum Auftragskiller zu mutieren, ohne die Situation auch nur einmal ernsthaft (!!!) zu hinterfragen?

Ich fühlte mich stark zurück erinnert an Winterbottoms ROAD TO GUANTANAMO, der ebenso ehrenhafte Ziele verfolgt, für deren Umsetzung aber auf manipulative Taschenspielertricks zurück greifen muss. Spielberg versucht das beispielsweise nicht über das Schauspiel des zugegeben stabilen Hauptdarstellers, sondern über visuelle Holzhämmer wie das Telefongespräch mit seiner Tochter oder den Szenen mit seiner Frau. Ja, er liebt seine Familie - schon verstanden. Leider auf diese Weise nur wenig glaubhaft. Etwas ärgerlich wurde es für mich dann schließlich erst gegen Ende, Als Aveners psychosomatischer Druck und die tiefen psychischen Narben aufs Unerträgliche ausgedehnt wurden und die eigentlich recht sinnvolle Gewaltspirale sich irgendwo im Nichts verläuft. Die ständigen Erinnerungen daran, wie schrecklich sinnlos der Krieg auf beiden Seiten ist, war mir und vielen schon vor MUNICH bekannt. Wieso also einen Film darüber drehen, ohne neue Aspekte geltend zu machen oder andere Meinungen mit einfließen zu lassen? Ich denke da liegt der Unterschied, ob man beide Seiten aufzeigt und schließlich beweißt dass keine der beiden Einstellungen die Richtige ist oder ob man einfach nichts neues zu erzählen hat und deswegen den bekannten Weg einschlägt, wie zahlreiche andere filmische Vorbilder dies bereits (besser) taten. Auge um Auge, Zahn um Zahn.

Doch wie bereits geschrieben: Ein schlechter Film ist MUNICH sicherlich nicht. Aber ein sehr ärgerlicher, betrachtet man mal sein unausgeschöpftes Potential. Steven Spielberg bietet filmisch grandiose Einzelszenen und einen gut aufgelegten Eric Bana als Hauptdarsteller. Er schafft eine perfekte Reproduktion der 70er Jahre und bietet genug diskutierbaren Stoff. Nur an dem, was er uns eigentlich mit nach Hause geben will, nachdem er wieder einmal kein Ende finden konnte (die letzte Stunde war für mich mit Ausnahme weniger Momente überflüssig), schießt Spielberg meilenweit vorbei. 5/10

Donnerstag, August 17, 2006

Trailer: THE HOST

Die neue Boxoffice-Rakete
von Regisseur Joon-ho Bong
(ANTARCTIC JOURNEY, MEMORIES OF MURDER, PHANTOM)

Dienstag, August 15, 2006

Kino: BRICK



”You better be sure you wanna know what you wanna know.”

Brick.
Tug.
Pin.
Poor Frisco.

Nur diese Wortfetzen hat Brendan (Joseph Gordon-Levitt) wehend des verzweifelten Hilferufs seiner Ex-Freundin aufgeschnappt. Sie ist in Schwierigkeiten und braucht seine Hilfe. Deswegen macht er sich auf die Suche nach ihr und versucht die vielen Mysterien zu lösen, die sich ihm in den Weg stellen. Der dunkle Weg führt durch die örtliche Drogenkommune, den Teenageradel und die dreckigsten Ecken der Stadt. Nur Brain (Matt O’Leary) unterstützt ihn, denn spätestens als ein Mordfall in Verbindung mit dem großen Puzzle steht, ist klar: Das wird kein Zuckerschlecken.

Verdutzt schaute ich immer wieder ins Programmheft, weil ich nicht fassen konnte was ich da sah: BRICK ist tatsächlich ein Regiedebüt, wirkt dabei aber perfekter und makelloser als neunzig Prozent der vergleichbaren Filme. Rian Johnson beweißt hier somit nicht nur sein enormes Talent, sondern auch die schier unendliche Liebe zum Medium Film. Jede einzelne Figur in seinem klassischen Film Noir Gewebe wird in Szene gesetzt als sei sie die Hauptfigur. Hier kommt ihm der erfrischende, junge Cast zu gute, für den sich Johnson am Ende entschieden hat. Joseph Gordon-Levitt ist seit seiner Rolle in TEN THINGS I HATE ABOUT YOU nicht mehr wieder zu erkennen und knüpft nahtlos an die zugegeben etwas bessere Performance im grandiosen MYSTERIOUS SKIN an. Ansonsten stechen vor allem Nora Zehetner (MAY) und Êmilie de Ravin (LOST, HILLS HAVE EYES 06) hervor. Beide geben ein ausdrucksstarkes Spiel zum Besten, behaupten sich zum einen als mysteriöse Schönheit und zum anderen als bedauernswerte Schlüsselfigur.

Wie ein schwarzes Loch frisst sich BRICK durch die Genre in denen er haust, um sie schließlich alle in sich zu vereinen. And anderer Stelle schnappte ich das Pseudonym „Eine-wie-10-American-Pies-die-ich-an-dir-hasse“ auf. Genau hieraus bezieht BRICK sein bis zum Maximum ausgereiztes Posieren, die vorgegaukelte Coolness oder die schrillen Gags. Auf der anderen Seite gibt es wiederum die Noiranleihen zu bestaunen: Vom Drogenbaron, der Femme Fatale, dem eigensinnigen Detektiv in bester Sherlock Holmes-Manier, der von seiner letzten Liebe geläutert wurde, bis hin zum Mastermind ist hier nahezu alles vertreten. Ebenso werden zahlreiche Klassiker zitiert und gehuldigt. Das mit anzusehen fordert den Zuschauer vielleicht nicht großartig, ebenso wenig erzählt Johnson’s Film uns etwas neues: Aber es macht verdammt noch mal einen Heiden Spaß sich von der ganz eigenen Atmosphäre, welche BRICK kreiert, aufsaugen zu lassen und wie in meinem Fall vor Begeisterung zu schreien.

Was zeichnet einen guten Film noch aus? Sein Script. Und hier merkt man ebenfalls: Der gute Mann hat Ahnung. BRICK kommt fast ohne Einleitung aus, knallt dem Zuschauer seine mysteriöse Detektivsuche vor den Latz und stellt ihn vor vollendete Tatsachen. Keine Zeit zum durchatmen, keine Pause. BRICK fliegt am Zuschauer vorüber, ehe wir uns versehen befinden wir uns schon im Abspann. Sicherlich, wer an dem Highschool Milieu nichts finden kann, wird es mit BRICK generell schwer haben. Denn so hängt man sich viel leichter an der Stilisierung und den obercoolen Charakteren auf. Doch der Reiz liegt im besagten Kontrast. Die Figuren agieren ernst, ohne Augenzwinkern. Was in SIN CITY mit der Manifestierung von Klischees begann wird hier in BRICK auf eine eigene Art und Weise fortgeführt. Wehrend ROMEO UND JULIA die Welten des Visuellen und des Akustischen noch sehr grob von einander getrennt wurden, verschmelzen diese Ebene hier vollends, ohne jedoch die erkennbare Schichtweise zu verlieren. Das Rian Johnson die Zusammenhänge zwischen der verblassten Welt des Film Noir und der heutigen Highschool erkennt und deutet, macht ihn für mich nur umso sympathischer. Die breite Masse geht für den Hauch von Erfolg über Leichen, aus reinherzigen Idealisten werden im Handumdrehen Außenseiter. Die Schule ist hier mal nicht der Platz an dem der Spaß regiert, sondern vielmehr der Inbegriff des schnellen Einstiegs in Kriminalität und Verbrechen, wie es früher noch die Straßen von Brooklyn darstellten. Wie wahr, denkt man da mal an die letzten Schuljahre zurück.

Was BRICK macht, macht er gut. Gerade weil es ihm mehr um den Kern des bedienten Genres geht, als um all die anderen Aspekte. Weder verkommt Johnson’s Film zum schwülstigen Kostümfilm, noch zur Parodie, welche jeglichen Inhalt aus verloren geglaubter Coolness bezieht. Nein, Johnson beweißt, dass die Arbeit mit den Noir-Codes unabhängig von Zeit und Ort funktioniert, der Blick hinter die Fassaden des Lebens aber dennoch nicht uninteressant bleiben muss. Mit dem Kuhglocken-Score im einen Ohr behaupte ich mal, BRICK sei ein verdammt cleveres und sehenswertes Stück Zelluloid, an dem ich nicht einen Punkt auszusetzen hatte. 10/10