Freitag, Juni 16, 2006

Kino: CASTLE IN THE SKY


20 Jahre hat es gedauert bis Hayao Miyazaki’s Frühwerk „Tenkû no shiro Rapyuta“ auch über deutsche Kinoleinwände flimmern durfte. Eine Zeit die sich auf jeden Fall gelohnt hat! Für mich war es ein großes Wiedersehen, denn ich hatte CASTLE IN THE SKY das letzte Mal vor 5 Jahren gesehen und war damals hin und weg. Genauso erging es mir auch jetzt im Kino, wobei ich fast ein wenig mehr berührt wurde, kenne ich jetzt schließlich nahezu jeden Film von Miyazaki und sehe die vielen Verbindungen unter ihnen.

Weisenjunge Pazu arbeitet in einem Bergwergsstollen als Mechaniker. Er staunt nicht schlecht als eines Abends das Mädchen Sheeta vom Himmel schwebt und in seinen Armen landet. Diese wird nicht nur von Luftpiraten gejagt sonder auch noch vom Militär… Pazu wird schnell bewusst, dass Sheeta ein Geheimnis umgibt und macht sich mit ihr auf die Suche nach der Lösung ihrer Probleme.

Was Miyazaki auszeichnet ist vor allem der Spagat zwischen den wunderschönen Phantasiewelten, welche er wie ein Kind selbst erschafft und den zeitgenössischen, kritischen Untertönen seiner Geschichte. CASTLE IN THE SKY setzt dabei jeweils gezielte Akzente, die in vielen der nachfolgenden Werke aus der Feder von Hayao Miyazaki noch wichtige Rollen spielen sollen. Wie auch hier, sind in vielen seiner Filme die Hauptfiguren Vater- und Mutterlos, haben ihr Leben selbst in der Hand und sind sehr selbstständig. Es sind keine Kinder wie in anderen beliebigen Filmen: Sie sind nicht naiv, dumm, ängstlich und unerfahren. Ein wesendlicher Gesichtspunkt welcher diesen Film und weitere Werke Miyazakis auszeichnet. Er erzählt uns eine Geschichte über Verantwortung, Vertrauen und das Erfüllen unser Träume. Der Zeichenstil bleibt unverwechselbar und unterscheidet sich kaum von neueren Werken. CASTLE IN THE SKY ist ein zeitloses Fantasy-Massiv und könnte deshalb auch genauso gut aus dem Jahr 2005 stammen.

Sehr unaufdringlich behandelt der Film Themen wie Machtbesessenheit, Krieg oder der Angst davor, dass der Fortschritt unsere Zivilisation irgendwann auslöscht. Diesen Aspekten steht er aber stets ironisch gegenüber. Er liefert unter dieser Schablone genug Momente zum schmunzeln, ebenso aber auch genug Denkansätze und Deutungsmöglichkeiten. Die Liebe zur Geschichte „Gullivers Reisen“ sieht man CASTLE IN THE SKY natürlich an, er zitiert diesen an ein paar kleinen Stellen sogar. Hayao Miyazaki ist einerseits das Kleinkind mit blühender Phantasie, anderseits ein sehr weiser, alter Mann. Das macht seine Filme nicht nur unverwechselbar, sondern auch unvergesslich. Dieser Film ist dabei, dicht gefolgt von MONONOKE-HIME und SPIRITED AWAY, welche selbst auch einzelne Fäden von CASTLE IN THE SKY aufgreifen und weiterführen, mein liebster Miyazaki. Mögen andere seiner Werke etwas reifer oder komplexer wirken, bleibt CASTLE IN THE SKY doch der Anfang… bzw. die Mutter seiner folgenden Filme. 10/10

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