Donnerstag, Februar 16, 2006

Tropical Flashback



Das mein liebster Regisseur Kim Ki-Duk ist, sollte den meisten bekannt sein. Selbst sein schlechtester Film übt eine gewisse Faszination auf mich aus. Im üblichen Listenwahn präsentiere ich also nun meine "Catch Kim"-Liste:

1. BIN JIP (3 IRON) ist DER eine Film unter Millionen. Das perfekte Synonym für das Wort Liebe und die vollkommene Balance. Nie war ein Ki-Duk so ruhig, nie so harmonisch. Hiermit gestehe ich meine Liebe. Hat mich vollkommen erwischt und seit dem nie wieder losgelassen.

2. SAMARIA Das Bildnis von Schuld und Sühne. SAMARIA erzählt uns die schlimme Geschichte zweier verliebter Mädchen. Das Schicksal meint es nicht gut mit ihnen, Ki-Duk auch nicht. Doch von SAMARIA geht eine ungeheure Kraft aus. Es gibt kein Entkommen.

3. THE COAST GUARD ist gleichzeitig auch einer meiner favorisierten Kriegsfilme. Es ist die ehrliche, unverkrampfte Haltung Ki-Duk's gegenüber dem Krieg und Einzelschicksalen. Ein Film dessen Aura den Zuschauer noch Stunden nach dem Film gefangen hält.

4. ADDRESS UNKNOWN verkörpert die Sinnlosigkeit des Krieges und die Konsequenzen für umliegende Menschen. Der Krieg bringt keine Gewinner mit sich, nur Verlierer. ADDRESS UNKNOWN gehört für mich auf jeden Fall zu den bewegendsten Filmen von Herr Ki-Duk.


5. FRÜHLING, SOMMER, HERBST, WINTER UND FRÜHLING, auch die Seelenmassage genannt. Das unheimlich knisternde, meditative Flair verschlingt uns förmlich und zieht uns an den Fluss der Zeit. Hochkarätige Bilder und ein genialer Soundtrack runden den Film ab. Wenn jemand von "Im Einklang mit der Natur" sprechen kann, dann Kim.

6. BAD BUY ist mir schlicht und ergreifend an manschen Stellen etwas zu grausam. Es ist wunderbar mitzuerleben wie Ki-Duk Poesie und Zerstörung Hand in Hand tanzen lässt, doch baute ich meine emotionale Hürde ein wenig zu hoch. Gelungen ist BAD GUY allemal.

7. SEOM - THE ISLE könnte die Symbolik in Filmen neu erfunden haben. Schockierende Momente reihen sich auf und geben sich nacheinander die Hand. Ich schätze den Film, nur war er mir leider zu undurchdringlich. Das Ende ließ mich ratlos zurück, verstanden habe ich den Subtext noch immer nicht. Wenn es denn tatsächlich einen gibt.

8. THE BIRDCAGE INN ist da wesendlich schwieriger. Die Thematik ist eine ähnliche wie in BAD GUY, die Handlungen der Figuren jedoch noch undurchdringlicher. BIRDCAGE INN hat erhebliche Längen, dafür fasziniert sein theateristisches Auftreten. Sehr gespaltene Angelegenheit.

9. HWAL (THE BOW) ist Kim's neuster, und zugleich ärgerlichster Film. Außer den schönen Bildern besitzt THE BOW nur wenig und ist schrecklich berechenbar. Es scheint als ob sich Kim mit diesem faden Süppchen dem Arthousepublikum krampfhaft um den Hals schmeißt. Nach dem Arthouse 1x1 wird die Checkliste abgearbeitet, der Film bleibt zum größten Teil langweilig. Dafür wusste Yeo-reum Han zu gefallen.

10. REAL FICTION schießt dann schließlich alle Böcke ab. Eine pseudodokumentarische Charakterstudie die mich eigentlich von Anfang an kalt gelassen hat. Doch bei erneuter Ansicht bemerkt man wie oft hier gepfuscht wurde. Viele Zuschauer ringen mit sich, ob der Film einfach nur genial sei, oder eben billig und schlecht gefilmt. Ich bevorzuge letztere Aussage.



FILME DIE MIR NOCH FEHLEN BZW DIE ICH VON KI-DUK NOCH NICHT KENNE:

- CROCODILE
- WILD ANIMALS

KIM'S NEUE PROJEKTE:

- TIME (Im Dreh)
- GUN (Angekündigt und verschoben)

5 Kommentare:

Knurrunkulus hat gesagt…

Wie du feststellen wirst, habe ich für mein heutiges Thema dann doch in eine andere Kiste gegriffen als in die, in der die ganzen falschen Fuffziger liegen. Das wird ja nun an anderer Stelle schon ausführlichst platt getreten.

Kurz etwas zu Kim Di-Duk. Ich hoffe als erstes mal, das ich den Namen richtig geschrieben habe. Dann gebe ich als Nächstes zu, das mich sein Werk bis jetzt noch nicht erreichen konnte, was aber auch daran liegt, das ich bis jetzt nur "Bin Jip" gesehen habe (die Ansichten dazu kannst du auf kino.de finden, ich glaube da sind wir uns zu dem Thema noch gar nicht über den Weg gelaufen).

Wenn du den jetzt allerdings als deinen Favoriten hinstellst, dann schwindet meine Hoffnung, das mir seine anderen Filme besser gefallen könnten, gleich wieder ein bisschen. Überhaupt, das asiatische Kino hat es nicht leicht bei mir, keine Ahnung wieso.

Vielleicht kommt das ja noch. Ich werde dann bei Gelegenheit mal auf Tips von dir zurückkommen, wenn ich gerade mal nicht weiß, welchen Film ich mir antun sollte.

Welchen Di-Duk würdest du mir als Nächstes raten?

Scarlettfan hat gesagt…

Ich kenne nur drei der Filme: Bin Jip, Frühling Sommer... und Samaria.

Bin Jip und Frühling Sommer... finde ich richtig klasse. Super Filme.
Samaria hat mir auch gefallen, aber sooo begeistert bin ich nicht davon.

Deshalb auch von mir die Frage an Mr.Vengeance, welche Filme von Kim man sich noch ansehen sollte.

Lost in Imagination hat gesagt…

Hello Leutz.

Also ich muss dazu sagen das die Liste natürlich meinem persönlichen Geschmack zuzuordnen ist. Ich finde Ki-Duk hat sehr viele Kracher am Start. BIN JIP lassen wir mal herraus.

SAMARIA, FRÜHLING SOMMER HERBST..., THE COAST GUARD und ADDRESS UNKNOWN sind alle auf einem Level und wirklich faszinierendes, unkonventionelles Kino. Leider sind die beiden Giganten, COAST GUARD und ADDRESS UNKNOWN nie in Deutschland erschienen. Das ist schade.

Die meisten Ki-Duks sind sehr hart und ab und an auch verstörend. Umgangsleicht sind da eigentlich nur FRÜHLING SOMMER.. und BIN JIP, weil sie eher mit ihrem meditativen Flair etc. begeistern. Anders wie sonst fast alle Werke von Ki-Duk.

Ich würde einfach mal was riskieren. Scarlett sollte sich BAD GUY (Seit ende letzten Jahres als Leih und Kauf DVD)anschauen und Knurri SAMARIA. Sollte euch der jeweilige Film gefallen, lohnt es sich weiter im KKD Cosmos zu stochern, falls nicht: Lieber sein lassen.

Knurri empfehle ich noch FRÜHLING SOMMER HERBST...(kennt Scarlett ja schon). Sehr ruhig, sehr kraftvoll, sehr entspannend.

Marcus kleine Filmseite hat gesagt…

ich kenne bislang auch nur zwei kim ki-duk-filme: "seom" und "bin jip".

verstanden habe ich wohl "seom" auch nicht, vielleicht ist der film als ganzes eine metapher für das weibliche wesen, wie die letzte einstellung nahe legt. die gewaltausbrüche sind sicher extrem, aber sie sind so direkt und gerade gefilmt, dass ihre kraft nicht verpufft. und außerdem fand ich die leistung der hauptdarstellerin, ganz ohne worte, beeindruckend.

"bin jip", dazu habe ich ja schon bei kino.de eine kritik geschrieben, fand ich auch gelungen, wenngleich ich nicht in begeisterungsstürme ausbrechen würde. dafür hatte er für mich doch einige längen und eine etwas zu aufgesetzte symbolik gerade am ende.

Lost in Imagination hat gesagt…

marcus,

ich muss anfügen das ich selbst den schlechstesten Ki-DUk noch gerade so im Gelben Bereich sehen würde. Seom ist ein guter Film, fand nur nicht so recht den Zugang.

Die Worte zu "Bin Jip" verstehe ich. Es scheint ein ähnliches Phänomen wie 2046 zu sein. Die einen lieben ihn abgöttig, die anderen belächeln das ganze eher. So ist es auc hier: Ki-Duk reißt alle Barrieren aus dem Weg und bringt uns einen Punk des Lebens nah, den wir fast schon wieder vergessen hatten. Ich bekomme immer wieder eine Gänsehaut wenn ich an Bin Jip Denke. :-)